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Interview mit Christopher End

Zuletzt aktualisiert am 3. Oktober 2022 von vik_admin

(Bio)
Christopher End
Schriftzug in Schreibschrift "Just Relax"
Wir entdecken heute die Möglichkeiten der Harmonie, die Meditation einer Familie liefern kann. Dazu haben wir Christopher End im Interview.
Christopher End

Einstieg

Hallo Herr End, vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben, um uns als Experte zum Thema “Familie” ein paar Fragen zu beantworten. Sie sind Familiencoach, haben ein Buch zum Thema “Meditation mit Kindern” geschrieben und veröffentlichen regelmäßig Folgen Ihres „Eltern-Gedöns-Podcast“. Sie arbeiten also als Familientherapeut und coachen Eltern, die ein harmonischeres und entspannteres Familienleben anstreben.

Woher stammt denn Ihre Begeisterung für das Thema Familie und Erziehung und warum haben Sie sich dazu entschieden, dies zu Ihrem Beruf zu machen?

Gute Frage. Zum einen, weil ich selbst erlebt habe, wie wohltuend und befreiend es ist, wenn man sich die eigene Geschichte anschaut. Also versteht, was in der eigenen Kindheit passiert ist, was hilfreich war und was eher hinderlich – und dann neue Wege zu finden, damit umzugehen. Zum anderen, weil ich dann während meiner therapeutischen Ausbildung mir dachte: Wieso nicht früher ansetzen? Direkt dort, wo die Prägung geschieht – in den Familien. Am Ende entspringt alles, was ich tue, einer tiefen Liebe zu den Kindern und den Eltern.

Sie betrachten, vor allem seit Sie selbst Nachwuchs haben, das Elternsein als Weg. Was genau heißt das für Sie und inwiefern beschreiben Sie damit sowohl die Arbeit an sich selbst als auch mit dem Kind zusammen?

Elternsein als Weg bedeutet für mich, dass ich unterwegs bin und mich laufend weiterentwickle. Elternsein ist nichts, was abgeschlossen ist. Wir alle werden mit der Geburt des Kindes auch als Eltern geboren. Wir fangen auch ganz klein an und wachsen dann gemeinsam mit dem Kind. Wir gehen diesen Weg gemeinsam mit den Kindern. Und zum Bild des Weges gehört auch, dass wir uns mal verlaufen, in die Irre gehen, mal steinige Abhänge emporklettern oder vor unüberwindlich erscheinenden Abgründen stehen. Einen Weg zu gehen, bedeutet also auch Fehler zu machen. Das kann man nicht oft genug betonen: Fehlermachen gehört zum Elternsein dazu – und zwar als notwendiger Teil. Selbstverurteilung hingegen ist wenig hilfreich. Zum Elternsein als Weg gehören genauso die hellen Momente: Dass wir unterwegs Weggefährt*innen finden, Abenteuer erleben und Schätze finden.

Als gutes Beispiel vorangehen

Kinder tun, was sie um sich herum sehen. Was Erwachsene ihnen vorleben, wird im Handumdrehen selbst angewendet. Was eine wunderbare Möglichkeit ist, sowohl aktiv als auch passiv Dinge weiterzugeben, ist gleichzeitig auch eine neue Form der Verantwortung. Glauben Sie, dass werdende Eltern sich unter anderem darauf konzentrieren sollten, Eigenschaften und Angewohnheiten zu reduzieren, die sie an sich selbst nicht mögen und die sie nicht an ihre Kinder weitergeben wollen?

Auf jeden Fall. Und wenn ich an mir selbst arbeite, also schaue, wie ich mich anders verhalten kann, nimmt das gleichzeitig eine Menge Druck vom Kind. Die Aufmerksamkeit fließt zurück zu denen, die die Möglichkeit haben, etwas in der Eltern-Kind-Verbindung aktiv und bewusst zu verändern: Den Eltern. Da liegt auch die Verantwortung – und nicht beim Kind. Und das Großartige: Ich wachse ja selbst dabei und lerne enorm viel, was mich in vielen anderen Aspekten meines Lebens bereichern kann.

Erziehungstipps to go

Das Konzept des Elternseins als langer Pfad ist auch der rote Faden in Ihrem „Eltern-Gedöns-Podcast“. Was war Ihre Intention, diesen Podcast ins Leben zu rufen und wie unterstützen Sie damit Eltern und die, die es noch werden wollen?

Ich habe drei Absichten mit dem Podcast verfolgt: Erstens wollte ich weitergeben, was ich selbst aus vielen Podcast gezogen habe – kostenloses Wissen, Inspiration und Motivation. Zweitens wollte ich lernen und zwar von den Besten – heute spreche ich dank des Eltern-Gedöns-Podcasts jede Woche mit Expert*innen und Bestseller-Autor*innen aus dem Bereich Pädagogik und Psychologie. Und drittens will ich auch auf mein eigenes Anliegen aufmerksam machen: Den achtsamen Umgang mit Kindern und das persönliche Wachstum als Eltern.

Meditation mit Kindern

„Der kleine Samurai findet seine Mitte“: So lautet der Titel Ihres Buches, in dem Sie eine fiktive Geschichte mit realen Übungen zur Meditation verknüpfen. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, dieses Buch zu schreiben und was ist das Ziel der Lektüre?

Das Ziel des Buches ist es, Kinder und Eltern einzuladen, gemeinsam zu meditieren; das heißt zusammen ruhiger zu werden und ein wenig in sich hineinzuhorchen. Und mit einer Geschichte kann man Groß und Klein bezaubern. Ich habe das Buch ja zusammen mit meiner Kollegin Anando Würzburger geschrieben, die eine Expertin für die japanische Hara-Meditation ist. Uns ist beiden daran gelegen, einen spielerischen Zugang zur Welt der Meditation zu öffnen. Wir sehen häufig, dass Meditation mit viel Ernsthaftigkeit, fast schon mit Strenge angegangen wird – gerade hierzulande. Meditation hat viel eher mit Spiel zu tun. Natürlich kann sie tief gehen, kann Unangenehmes berühren, ja. Weil Meditation uns zu uns selbst führt. Doch warum den Weg dorthin nicht etwas leichter gestalten? Stress und überzogene Erwartungen gibt es im Leben vieler Eltern schon genug.

Manchmal holt einen der Stress und Frust des Alltags ein und droht einen zu übermannen. Wenn ich eine Familie habe, schadet das nicht nur meinem eigenen mentalen Wohlbefinden, sondern wirkt sich auch gleich auf das feinfühlige Menschengeflecht um mich herum aus. Sie praktizieren selbst Meditation. Welche Vorteile hat die Mediation in Ihren Augen und welchen Chancen bietet Sie Eltern, mit dem Alltagsstress in einem Familienkontext konstruktiv umzugehen?

Kurz vorab: Ich spreche hier über achtsamkeitsbasierte Meditation, das bedeutet, dass ich lerne meine Aufmerksamkeit bewusst zu lenken. Diese Form der Meditation hat für Eltern in meinen Augen drei Vorteile: Erstens beruhigt sie ganz konkret im Hier und Jetzt, kann also eine kleine Auszeit im stressigen Familienalltag sein. Zweitens senkt Meditation auch langfristig mein Stresslevel, mein Körper lernt quasi wieder zu entspannen. Und drittens übe ich damit die Fähigkeit, mich selbst und andere zu beobachten. Das ist in Beziehungen unglaublich hilfreich: Ich kann dann erkennen, dass das Verhalten meines Kind zwar der Auslöser war, aber die Wut meine eigene ist. Viele Eltern machen ihr Kind (oder ihre*n Partner*in) verantwortlich dafür, wie sie sich fühlen. Achtsamkeitsbasierte Meditation ist auch ein Training, um solche eigenen Denkmuster besser zu durchschauen und zu durchbrechen.

Besonders Kinder sind ja wahre Energiebündel, die vom Moment des Aufstehens bis zum Augenblick des Einschlafens die Welt erkunden möchten. Wie kann man ein Kind dazu motivieren, sich still hinzusetzen und in sich hineinzufinden? Wie wirkt Meditation auf ein Kind im Vergleich zur Praktizierung durch einen Erwachsenen?

Still zu sitzen ist nicht nur für Kinder schwierig– auch Erwachsenen fällt das manchmal richtig schwer – vor allem wenn es nichts zu tun oder zu erreichen gibt! Als ich vor über 25 Jahren angefangen habe zu meditieren, bin ich fast verrückt geworden beim Versuch, still zu sitzen. Mein Körper hat geschmerzt, meine Gedanken sind gerast – nix mit buddha-gleicher Ruhe. Die Wende kam für mich erst mit den bewegten Meditationen. Und die vermitteln wir auch in unserem Buch „Der kleine Samurai findet seine Mitte“. Diese Meditationen führen uns langsam von der Bewegung in die Stille. Und das tut Kindern und Erwachsenen gut.

Tipps

Haben Sie zum Schluss einen Tipp zur Entspannung für die Leser*innen, den Sie aus all den Jahrzehnten Ihrer Arbeit mit Kindern und Familien mitgenommen haben? Was sind kleine Veränderungen im Alltag, die bereits große Auswirkungen auf die Atmosphäre innerhalb der Familie haben?

Regelmäßig üben! Ich sehe die großen Veränderungen bei den Menschen, die ich begleite, die etwas fest in ihren Alltag integrieren und sei es etwas noch so Kleines. Wie die Mutter, die bei einem meiner Online-Entspannungskurse eine kleine 5-Minuten-Übung in ihren Tagesablauf eingebaut hat. Das war alles: 5 Minuten jeden Tag macht sie diese Übung. Sie hat mir letztens erst geschrieben, ein halbes Jahr nach Ende des Kurses nimmt sie sich jeden Tag diese 5 Minuten – und sie ist immer noch begeistert von der Wirkung.

Und ich sehe die andere Seite bei Menschen, die zum Beispiel in einen mehrtägigen Meditations-Retreat gehen und mir völlig überwältigt von der Erfahrung erzählen: Nach ein paar Monaten ist alles wieder beim Alten, einfach weil sie es nicht in den Alltag übernommen haben. Es ist wie körperliche Fitness: Ein Bootcamp kann eine unglaubliche Wirkung haben – vor allem auf die Motivation. Aber wenn ich danach wieder nur Süßes esse und auf der Couch liege, werde ich ein halbes Jahr später weder Muskeln aufgebaut noch mein Gewicht reduziert haben. Das Gleiche gilt für Entspannung. Wir müssen regelmäßig Pausen einlegen, loslassen, entspannen. Jeden Tag. Dann kann sich etwas verändern.

Vielen Dank

Durch Ihre Expertise haben wir die Vorteile der Meditation kennengelernt und haben erfahren, dass auch Kinder Meditation erlernen und von ihr profitieren können. Danke für Ihre Zeit und Ihre Antworten.

Christopher End – Systemischer Coach | Heilpraktiker (Psychotherapie)

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