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Interview mit Romana Hasenöhrl

Zuletzt aktualisiert am 12. Oktober 2022 von vik_admin

(Bio)
Romana Hasenöhrl
Schriftzug in Schreibschrift "Just Relax"
Wir sprechen heute über das Gärtnern und Pflanzen auf kleinstem Raum. Dazu haben wir Romana Hasenöhrl im Interview.
Romana Hasenöhrl

Einstieg

In einer Zeit, in der es die Leute in die Städte zieht und Wohnraum immer knapper und teurer wird, wird auch der Luxus eines eigenen Gartens seltener. Dennoch möchten immer mehr Leute natürlicher und stückweise auf selbstversorgende Art leben. Damit beschäftigen Sie sich in Ihrer Arbeit und in Ihrem Buch „Der Garten in der Tasche“. Worum genau geht es in dem Buch?

In meinem Buch geht es um das Gärtnern in alten Einkaufstaschen. Ich nahm mir zwei Jahre Zeit, um herauszufinden, ob es funktioniert, wie es funktioniert und was funktioniert. Heute ist das Pflanzen in Pflanztaschen ja bereits modern, damals noch nicht – ich war also in der Rolle der Entdeckerin. Mein Buch richtet sich an alle angehenden Gärtner und Gärtnerinnen, die Lust auf Experimente haben, aber auch an Gartenanfänger. All die Tipps und Tricks in diesem Buch lassen sich ja nicht nur für den „Taschengarten“ anwenden, sondern generell.

Was verbindet Sie persönlich mit dem Thema Gärtnern bzw. Garten und was war die Motivation für Sie, dieses Buch zu schreiben?

Die Idee zu dem Buch kam mir, als ich 2012 meinen Job bei einem der größten österreichischen Medienunternehmen verloren hatte und keinen neuen Arbeitsplatz in der Branche fand. Ich stand plötzlich vor einem massiven finanziellen Problem und dachte mir: „Was machen Menschen in dieser Situation, die nicht einmal einen Garten haben? Was, wenn man keinen Garten UND kein Geld hat?“ So begann ich, alles zu bepflanzen, was mir in den Sinn kam, von der Konservendose bis zur Einkaufstasche. Diese Idee präsentierte ich mehreren Verlagen und einer davon nahm mich unter Vertrag. Das Gärtnern an sich begleitet mich dabei mein Leben lang. Meine Oma war Gärtnerin sowohl aus Leidenschaft als auch aus der Not heraus, sie war früh Witwe geworden und versorgte ihre Familie zu einem großen Teil aus dem eigenen Garten. Alles, was ich übers Gärtnern weiß, habe ich von ihr gelernt.

Entspannung im Garten

Sie geben ja vor allem Tipps, welche Pflanzen sich ideal auf kleinem Raum und für den Balkongarten eignen. Was sind denn ideale Pflanzen, wenn man mit wenig Platz arbeiten muss?

Besonders geeignet sind Pflanzen, die keine tiefen Wurzeln schlagen und die Früchte über der Erde tragen, wie Tomaten und Paprika, aber auch Erdbeeren oder Ministräucher funktionieren wunderbar. Kräuter sind natürlich immer bestens geeignet, sie sind ja die Klassiker für den Balkongarten. Wenn man es mit Karotten, Kartoffeln, Kohlrabi oder Rohnen versuchen möchte, muss man sehr gut auf die Staunässe in den Taschen oder Töpfen aufpassen und entsprechend viele Behälter zur Verfügung stellen. Ich habe es in den Taschen versucht und es funktioniert hervorragend. Ich habe im Buch auch extra beschrieben, wie man Staunässe vermeidet und welche Pflanzen besonders empfindlich darauf reagieren. Besonders attraktiv finde ich persönlich die Idee des „vertikalen Gartens”, denn hier kann man tatsächlich auf kleinstem Raum viel anpflanzen und auch ernten.

Der eigene Garten heißt für viele vor allem Entspannung. Dabei stellt man sich meistens eine große grüne Wiese mit ganz viel Platz vor, auf der man sich richtig schön ausbreiten kann. Kann man denn auch in einem nicht-klassischen Garten entspannen? Haben auch die Pflanzen auf meinem Balkon oder auf einem kleinsten Feld eine beruhigende Wirkung auf mich?

Auf jeden Fall. Es ist wissenschaftlich bewiesen – und dazu gibt es unzählige Abhandlungen – dass sich Pflanzen positiv auf die Stimmung auswirken. Wer einmal den Unterschied zwischen einem leeren Balkon und einem bepflanzten Balkon wahrgenommen hat, wird dies aus der persönlichen Wahrnehmung bestätigen. Die Größe eines Gartens, eines Balkons oder einer Terrasse spielt keine Rolle auf den Entspannungsfaktor, das Wichtigste dabei ist, dass man sich durch die Pflanzen keinen Stress macht. Sprich, wenn man den bekannten „grünen Daumen“ nicht hat, sollte man sich für anspruchslose, vergebende Pflanzen entscheiden, die es einem auch einmal nachsehen, wenn man sie zu gießen vergisst.

In unserem Alltag sind wir je nach Wohnort immer mehr von Stein, Glas und Metall umgeben. Pflanzen sucht man mancherorts vergeblich und freut sich schon über jeden vereinzelten Baum am Straßenrand. Welche Bedeutung haben Ihrer Meinung nach Pflanzen und der Prozess des Gärtners auf die Menschen besonders in der heutigen, stressigen Zeit?

Wir leben in einer Kultur der architektonischen Klarheit, oftmals sind Pflanzen in Wohnungen nur noch Ziergegenstände. Im Outdoorbereich wird Gras durch Schotter ersetzt, lebende Hecken durch Steinmauern. Vor allem für Kinder ist dieses Aufwachsen im Grau entsetzlich, es wirkt sich negativ auf die Fantasie und Kreativität aus. Das gilt aber auch für Erwachsene. Farben regen unser Gehirn an, die Natur macht uns optimistischer und lebensbejahender. Gärtnern ist meiner Meinung nach ein wichtiger Faktor, um zur Ruhe zu kommen, zu entspannen, die Natur wieder neu kennen zu lernen. Das Konzept des Stadtgärtnerns ist zu einem wichtigen Teil der Gesellschaft geworden und ich hoffe, dass noch viele Menschen erkennen, wie gut es ihnen tut.

Tipps

Wenn man eine begrenzte Fläche zur Verfügung hat, fällt einem das Experimentieren deutlich schwerer, als wenn man sich in einer großen Gartenlandschaft austoben kann. Was sollte ich generell beachten, wenn ich mit wenig Platz produktiv gärtnern möchte? Was sind klassische Fehler, die man vermeiden sollte?

Wer neu im Balkongärtnern ist, sollte sich für die erste Gartensaison nicht zu viel vornehmen, da es sonst frustrierend werden kann. Ich empfehle für den Anfang einfache Pflanzen wie Tomaten und Paprika, Küchenkräuter oder essbare Blühpflanzen. Am besten beschränkt man sich auf vier verschiedene Pflanzensorten und baut dann von Jahr zu Jahr auf. Ein weiterer guter Tipp ist, im ersten Jahr die Pflanzen zu kaufen. Viele Hobbygärtner*innen sind am Anfang sehr motiviert und säen selbst an, sind dann aber heillos überfordert, denn das ist doch einigermaßen viel Arbeit. Mit guten Pflanzen aus der Biogärtnerei hat man ein Erfolgserlebnis und kann sich dann im zweiten Jahr auf die ersten Experimente mit eigenen Pflanzen stürzen. Auch hier gilt dann: Lieber weniger als zu viel. Und nicht vergessen, die Saat zu beschriften. Auch wenn man im Februar glaubt, sich alles zu merken, wenn die Pflanzen dann erst einmal wachsen, kann man sich an einzelne Sorten meist nicht mehr erinnern. Ich empfehle in meinem Buch auch ein Pflanztagebuch, in das man einträgt, was besonders gut gewachsen ist, WO etwas besonders gut gewachsen ist und womit man am meisten Freude hatte. Freude ist ein wichtiger Faktor beim Gärtnern!

Bestimmt gibt es einige Leser*innen, die sich dazu inspiriert fühlen, etwas mehr aus dem begrenzten Raum zu holen, der ihnen zur Verfügung steht. Welchen Tipp haben Sie zum Anfang dieses Prozess? Wo sollten sie starten, wenn sie “Gartengründe ohne Gartengründe” aufbauen möchten?

Wer die Möglichkeit hat, an einem Stadtgartenprojekt teilzunehmen, wird hier sicherlich viel Freude haben, denn dort finden sich Gleichgesinnte und vor allem Menschen, die bereits Erfahrung mit dem Gärtnern haben. Wer auf seinem Balkon starten möchte, beginnt am besten mit der Platzeinteilung, sprich, wo könnten Taschen und Töpfe stehen und wo bleibt noch Platz, um einen Erholungsort für sich selbst zu schaffen. Dies kann ein besonders bequemer Gartenstuhl mit einem kleinen Tisch sein, an dem man sitzt und ins Grüne schaut. Eine Freundin von mir hat einen winzigen Balkon, auf dem sie immer am Morgen sitzt, sie hat Feuerbohnen als Sichtschutz gepflanzt. Wenn sie im Sommer Kaffee trinkt, blickt sie in ein Meer aus feuerroten Blüten!

Bohnen sind eine Idee für den „vertikalen Garten“. Sie benötigen keinen besonders großen Topf und ranken genau dort hoch, wo man ihnen die Möglichkeit bietet. Man kann auch eine oder mehrere Holzpaletten an der Hausmauer befestigen und darin seinen vertikalen Garten starten. Der Vorteil darin ist nicht nur der viele Platz, sondern auch, dass die Pflanzen an der Hausmauer windgeschützt sind. Generell möchte ich allen, die neu mit ihrem Garten starten, ans Herz legen: Geduld, Geduld, Geduld. Je mehr man Pflanzen einfach beobachtet, desto mehr findet man auch heraus, welche Pflanzen für den Standtort besonders gut geeignet sind. Wenn man dann geübter ist, kann man auch experimentierfreudiger werden – ich kenne Menschen, die bauen auf ihrem Balkon sogar Zucchini und Kartoffeln an!

Vielen Dank

Vielen Dank für Ihre Expertise zum Thema Garten.

Sehr gerne.

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