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Interview mit Dr. Matthias Riedl

Zuletzt aktualisiert am 5. Oktober 2022 von vik_admin

(Bio)
Matthias Riedl
Schriftzug in Schreibschrift "Just Relax"
Wir sprechen heute über Ernährung und wie man mit ihr mehr Entspannung in seinem Alltag finden kann. Dazu haben wir Matthias Riedl im Interview.
httpv://www.youtube.com/watch?v=yUflH9PmYUE
Schön aufgeräumte Küche mit verschiedenen Utensilien

Einstieg

Willkommen zurück auf unserem Home & Relax Kanal. Kennen Sie das? Sie haben ein komisches Gefühl im Bauch und etwas schlägt Ihnen auf den Magen. Schlechte Ernährung kombiniert mit Stress kann genau diese Symptome hervorrufen. Deswegen habe ich mir einen Ernährungsexperten zur Hilfe geholt, um über dieses Thema diskutieren zu können. Hallo Dr. Riedl, möchten Sie sich kurz selbst vorstellen?

Ja, mein Name ist Matthias Riedl. Ich bin ärztlicher Direktor vom Medicum Hamburg. Das ist Europas größtes Zentrum für interdisziplinäre Medizin, Diabetologie, Ernährungsmedizin und angrenzender Fachgebiete. Außerdem habe ich die erste deutsche medizinische Ernährungstherapie-App, die „MyFoodDoctor-App“ entwickelt aber viele kennen mich eben auch als Ernährungs-Doc.

Entspannung im Alltag

Ja, das waren super Beispiele. Sie sind ja Ernährungsmediziner und helfen vielen Menschen, Krankheiten durch richtiges Essen zu heilen. Können Sie uns ihr erfolgreiches „20-80 Prinzip“ kurz erklären?

Ja, abnehmen ist, möchte ich sagen, lange Jahrzehnte immer falsch gemacht worden und deshalb war das Abnehmen immer eine ganz große Angelegenheit. Menschen haben Kalorien gezählt, aber Kalorien zählen macht uns nicht glücklich und am Ende, wenn wir beispielsweise Kalorien zählen, dann müssen wir auch Nüsse weglassen aber Nüsse beispielsweise, die sind assoziiert mit einem geringeren Gewicht, mit einem niedrigeren Bauchumfang, mit anderen Worten man kann mit Nüssen sehr gut abnehmen, aber diese Kalorienzählerei und dieser richtige Trieb, sich etwas zu verbieten, ist halt so tief verankert in unserer Mustergesellschaft. Das ist schwierig rauszukriegen, dabei ist genau der andere Weg der Richtige. Das heißt, ich muss glücklich werden beim Essen, ich muss satt werden, und ich muss genug zu essen bekommen und da haben wir in den letzten 20 Jahren das 20-80 Prinzip. Die Basis des 20-80 Prinzips ist so, ich analysiere das, was ich esse, und jeder macht ja Fehler. Und diese Fehler werden genau analysiert.

Da kommt dann raus, beispielsweise ich esse hundert Gramm Zucker am Tag, also das Vierfache von dem, was erlaubt ist oder empfohlen wird. Ich hätte zu wenig Eiweiß, zu wenig Gemüse, viele Gründe. Es gibt eigentlich so rund 10 Gründe. Das sind die häufigsten. Wo diese Gründe liegen, muss man dann mit den Menschen diskutieren. Was die Menschen bereit sind zu ändern und was nicht. Wir gucken dann, was sind die wichtigsten Gründe dafür, dass Übergewicht besteht und diese werden dann priorisiert und dann muss der Mensch zustimmen und sagen, ja ok da würde ich was dran ändern. Der Zuckerkonsum, das sehe ich ein da, geh ich mal ran und ganz wichtig ist, dass man nicht alle 5, 6 oder 7 großen Fehler auf einmal angeht, dann überfordert das uns Menschen, sondern dass man nur ein oder 2 Dinge angeht. Wenn zum Beispiel der Zucker problematisch ist, dann konzentrier ich mich auf den Zuckerkonsum und mache erstmal nur ein bis zwei Monate nur Zuckerkonsum, das ist schon Arbeit genug, aber das hat bei vielen schon einen solchen Effekt, dass die meisten Menschen schon 3-5 Kilo verlieren, weil es eine wichtige Fehlerquelle ist. Das ist das 20-80 Prinzip.

Tipps

Was fasziniert Sie so an dem Thema Ernährung? Wie sind Sie darauf gekommen, dass Sie das zu Ihrem Hauptberuf machen möchten?

Ja, wenn man sieht, dass Menschen mit Diabetes Typ 2, wenn die abnehmen, dann verschwindet der Diabetes und damit auch noch viele andere schwere Krankheiten, zum Beispiel: Bluthochdruck, die Gicht oder vieles anderes. Dann merkt man, dass tatsächlich Ernährung oder die richtige Ernährung die wichtigste Therapie ist bei unseren Zivilisationskrankheiten. Die deutsche Allianz für nichtübertragbare Erkrankungen hat im letzten Jahr festgestellt, dass 90% unserer Erkrankungen, die wir in den Praxen behandeln, verhaltensbedingt sind. Das muss man sich mal vorstellen, also fast alles, was wir machen in Deutschland, ist verhaltensbedingte Folgen zu kurieren und dabei spielt die falsche Ernährung die wichtigste Rolle und Medizin sollte immer an der an der Wurzel kurieren und an der Wurzel therapieren. Und das mache ich, wenn die Ernährung die Ursache der Erkrankung ist, dann versuche ich, die Ernährung zu verbessern und dann werden Krankheiten besser.

Wenn wir mal ein bisschen das Thema Stress anschneiden, wie wirkt sich den Stress auf unser Essverhalten aus?

Ja, 4/5 der Menschen reagiert auf Stress mit einer Veränderung des Essverhaltens. Die meisten davon essen mehr, aber es gibt auch einige, einen kleineren Teil, die essen dann weniger. Das sind die Menschen, die unter Stress stark abnehmen. Das ist typisch. Das ist eine Reaktionsweise und die, die mehr essen, versuchen, den Stress abzumildern. Wenn wir essen und den Magen füllen, dann wirkt die Magendehnung bei uns aktivierend auf das Parasympathische Nervensystem. Das ist das Nervensystem, das bei uns Ruhe und Entspannung reguliert, den Herzschlag vermindert und das wirkt beruhigend. Also Essen wirkt beruhigend. Denken Sie nur an mein vorheriges Beispiel mit dem Richter und seiner Eiweiß-Zufuhr. Das liegt einfach an unserer Entwicklungsgeschichte, wenn sich die Großen, die Starken, an eiweißreicher Nahrung satt gegessen haben, dann werden sie auch toleranter und lassen auch andere essen. Das ist in großen Gruppen damals sehr wichtig gewesen, damit auch Kleine und Schwache sich ausreichend ernähren können.

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