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Interview mit Friederike Reuver

Zuletzt aktualisiert am 30. September 2022 von vik_admin

(Bio)
Friederike Reuver
Schriftzug in Schreibschrift "Just Relax"
Wir sprechen heute über das Konzept der Achtsamkeit und wie man mit ihr mehr Entspannung in seinem Alltag finden kann. Dazu haben wir Friederike Reuver im Interview.
httpv://www.youtube.com/watch?v=Lp82RaTq_KA
Friederike Reuver

Einstieg

Hallo und herzlich Willkommen zu unserer Interview Reihe zum Thema Achtsamkeit. Heute sprechen wir mit Frau Reuver. Möchten Sie sich einmal kurz vorstellen?

Ja, sehr gerne. Vielen Dank für die Einladung. Mein Name ist Friederike Reuver, ich bin Psychologin und Coach und arbeite mit meiner eigenen Firma „Anfänge aller Art“ im Bereich Coaching und psychologische Beratung und wir nutzen da ganz viele Methoden auch aus dem Bereich der Achtsamkeit.

Ja, das hört sich sehr interessant an. Achtsamkeit ist auch ein sehr wichtiges Thema und bedeutet für jeden etwas anderes. Wie würden Sie das Konzept der Achtsamkeit am besten definieren?

Also für mich persönlich bedeutet Achtsamkeit ganz bei der Sache zu sein und Dinge oder Tätigkeiten gewissermaßen aus vollem Herzen zu tun und das bedeutet, sich einer Tätigkeit zu verpflichten und nicht ständig zwischen den Aufgaben hin und her zu springen und das gilt natürlich nicht nur für so Achtsamkeitsklassiker wie Meditation oder Body Scan oder Vorstellungsübungen, sondern auch für Alltags Aufgaben. Und ich rege immer dazu an, auch aus vollem Herzen beispielsweise zu putzen, zu spielen, mit den Kindern zu spielen und auch aus vollem Herzen zu faulenzen oder Social Media zu konsumieren. Achtsamkeit ist da ganz wichtig, denn wir werden alle merken, unser Verstand plappert da immer wieder rein und präsentiert uns neue To-Do‘s und bewertet und findet Gründe dagegen und hier darf man eben diese Gedanken bemerken und dann auch wieder ziehen lassen. Was ich auch noch ganz wichtig finde, ist, dass diese Alltagsachtsamkeit genauso wirksam ist, wie diese ganz formalen Achtsamkeitsübungen. Deswegen möchte ich das jedem ans Herz legen.


Tipps

Genau, Sie haben das gerade schon angesprochen, dass einige Menschen sich sehr in ihrem Alltag gefangen fühlen und dabei vergessen, diese wichtigen Dinge zu nutzen, wie zum Beispiel sich einmal zu entspannen und einmal zu faulenzen. Haben Sie vielleicht ein paar Tipps, wie man am besten damit umgehen kann und wie man sich am besten darauf konzentriert?

Also bei diesem Thema empfehle ich meistens eine Kombination aus zum einen Selbstberuhigung und zum anderen Zeitmanagement Tools. Zum ersten: Selbstberuhigung ist einfach total wichtig, um unser Nervensystem zu regulieren, weil ganz viele Menschen im Hoch-Stress über lange Zeit sind und da ist das ganz natürlich, dass man sich gehetzt und getrieben fühlt und immer auf der Hut ist. Und dabei rutscht einem die eine oder andere wichtige Sache wie beispielsweise Selbstfürsorge einfach durch. Und zur Selbstberuhigung ist meine Lieblingsübung, sich einfach mal flach auf den Boden zu legen, eine Hand auf den Bauch, eine Hand auf das Herz und tief in den Bauch zu atmen und sich so wieder ein bisschen Ruhe und Gelassenheit zu schaffen.

Und das zweite, was ich hierbei ansprechen möchte, ist das Zeitmanagement. Wir sind nun mal mit einer Unzahl an Aufgaben konfrontiert und ich finde es wichtig, Aufgaben gut zu priorisieren und ich hab meine To-Do Listen immer nach Unterkategorien sortiert. Nach aktuellem Tag Dringlichkeit und so generelle Notizen. So habe ich alles gut im Blick und dringende und wichtige Aufgaben kann man dann sofort erledigen. Und wenn es nicht so dringend ist, dann kann man das aber auch auf später terminieren und so schafft man sich dann auch im hektischen und stressigen Alltag Freiräume für Selbstfürsorge und Entspannung.

Das sind auf jeden Fall ganz großartige Tipps, besonders zu den Aufgaben, die man so jeden Tag hat. Vor allem auf der Arbeit hat man immer wieder viel Stress; wenn man dann nach Hause kommt, fällt es einem immer sehr schwer, abzuschalten, insbesondere wenn man 24 Stunden erreichbar ist für den Chef. Haben Sie eine bestimmte Methode, wie man das vielleicht ausschalten kann?

Ja, das kenn ich nur zu gut, dass man die Arbeit doch trotz der besten Vorsätze manchmal mit nach Hause nimmt. Ich liebe da „Imagination Übungen“ und da habe ich eine Methode heute mitgebracht. Die nennt sich die Screen Technik und hierbei kann man sich einfach alles, was einem nach der Arbeit noch durch den Kopf schwirrt, auf einem ganz großen Flat Screen vorstellen. Wie als wäre es eine Filmszene oder wie der runterratternde Abspann am Ende eines Films und ich stelle mir dann vor, dass ich in der Hand eine Fernbedienung halte und damit den Film beeinflussen kann. Ich nutze diese Fernbedienung, um zum Beispiel rauszuzoomen, leiser zu stellen, das Bild verschwimmen zu lassen, den Film vielleicht auch sogar zu pausieren und so weiter und ich stelle mir am liebsten dieses wegzoomen vor, weil ich so Distanz zwischen mir und den Geschehnissen des Tages schaffe. Diese Übung, die funktioniert zum Beispiel auch ganz super, wenn man nicht einschlafen kann, weil ich glaube, das kennen wir ganz viele, dass man das, was am Tag geschehen ist, noch mit ins Bett nimmt.


Achtsamkeit im Alltag

Was ist denn Ihre Meinung dazu, dass die Menschen zum Beispiel so unwichtige Dinge, wie zum Beispiel die Arbeit, mehr priorisieren als sich selbst?

ja, das ist eine total spannende Frage. Wir wissen ja eigentlich alle, dass Entspannung und Ruhe und Pausen ganz wichtig für uns Menschen sind, aber ich erlebe auch in meiner Arbeit ganz oft Menschen und ich erlebe es auch bei mir selbst, die sagen: Ich bin viel zu gestresst, um zu entspannen und ein bisschen wäre das ja so, als würde man sagen, ich bin zu durstig, um zu trinken. Ja, und ich rate dann wirklich sprichwörtlich mit so ganz kleinen Schlückchen anzufangen. Das sind so Kleinigkeiten wie achtsames Duschen am Morgen, das bewusste Anhören eines schönen Liedes, vielleicht auch diese beruhigende Selbstberührung, wie ich sie gerade schonmal erwähnt hab. Bewegung und vielleicht auch einfach in jeder kurzen Pause bei der Arbeit mal aufzustehen, den Kopf aus dem Fenster zu halten und einen tiefen Atemzug zu.

Das geht alles nicht von jetzt auf gleich, wir müssen uns da selber eingestehen, dass wir dieses Muster, dieses „alles andere ist wichtiger als meine psychische Gesundheit“, oft schon jahrzehntelang geübt haben und die sind sehr verfestigt. So lade ich die Leute immer dazu ein, mehr Pausen zu machen, Grenzen zu setzen und etwas für sich selbst zu tun und ja, am Anfang klappt das meistens nur so 10% aber dann nach einer Weile vielleicht zu 20% oder 50%, vielleicht sogar mehr. Ich finde es einfach total wichtig, sich da auch Zeit zu geben, diese Muster zu verändern. Selbstfürsorge und Achtsamkeit brauchen Zeit und brauchen Übung.

Das ist auf jeden Fall ganz wichtig. Sie arbeiten im psychologischen Bereich. Haben Sie auch vielleicht mal ein paar Erfahrungen für uns? Was sind denn die meisten Ursachen, mit denen die Leute zu ihnen kommen und sich vielleicht über die mentale Gesundheit eben beschweren, dass das nicht mehr so richtig funktioniert im Alltag?

Ja, ich hab bei der Arbeit vor allem in der letzten Zeit gemerkt, dass natürlich auch die äußeren Umstände eine Rolle spielen. Wir sind in herausfordernden Zeiten, gerade die Corona Pandemie hängt uns alle noch nach und ist auch immer noch nicht vorbei, dann der Ukraine Krieg, der uns alle belastet und jetzt kommt ja auch noch die Energiekrise dazu und ich glaube, das sorgt halt einfach für eine große Verunsicherung. Viele Menschen haben nicht so gelernt, hatten einfach nicht die Chance zu lernen, mit dieser Verunsicherung, mit diesen Ängsten und mit diesen Sorgen hilfreich umzugehen. Es ist ja ganz natürlich, dass man sich gerade Sorgen macht und dass unser Alltag stressig ist, aber das Leben ist nun mal Stress. Das gehört mit dazu.

Aber ich bin überzeugt davon, dass man den Umgang mit diesen Sorgen, mit diesem Stress nochmal erlernen kann und sich da das Leben auf jeden Fall erleichtern kann. Genau solche Leute erlebe ich auch in den meisten meiner Beratungen und in meinen Coachings. Das sind oft junge Menschen, die aus dem Grübeln und aus dem sich-Sorgen-machen gar nicht mehr wieder rauskommen und quasi gefangen sind da drin. Damit einher gehen halt ganz unangenehme Gefühle wie Druck oder Ängste, Beklommenheit. Und da arbeite ich mit meinem Klienten*innen daran, damit hilfreicher umzugehen, um halt auch wieder ein bisschen Raum zu schaffen für eben diese Entspannung und Achtsamkeitstechniken, die wir vorhin schon angesprochen haben.

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