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Interview mit Eva-Maria Kopel

Zuletzt aktualisiert am 18. Oktober 2022 von vik_admin

(Bio)
Eva-Maria Kopel
Schriftzug in Schreibschrift "Just Relax"
Wir sprechen heute über das Konzept der Achtsamkeit und wie man mit ihr mehr Entspannung in seinem Alltag finden kann. Dazu haben wir Eva-Maria Kopel im Interview.
httpv://www.youtube.com/watch?v=CadgbIsGz7E
Eva-Maria Kopel

Einstieg

Im Rahmen unserer Interviewreihe „Entspannen wie die Profis“ sprechen wir heute mit Eva-Maria Kopel. Sie arbeitet als Mindfulness-Coach und hilft Menschen dabei, ihr seelisches Immunsystem zu stärken. Herzlich Willkommen Frau Kopel, möchten Sie sich erst mal selbst vorstellen?

Ja, hallo. Vielen lieben Dank für die Einladung heute, schön dass wir heute über meine Herzensthemen sprechen. Über das Thema Achtsamkeit und das Thema Resilienz, das Immunsystem unserer Seele, denn ich denke, dass dies Themen sind, die heute für viele Menschen richtig relevant sind. Ich arbeite als Mindfulness- und Resilienz-Coach und teile mein Wissen rund um das Thema Körperarbeit und das Nervensystem und zeige den Menschen dabei, wie sie ihren Körper nutzen können, um innerlich ruhiger zu werden. Wenn sie nämlich innerlich ruhiger sind, dann ist ihr gesamtes Körpersystem entspannter, sie fühlen sich auch gelassener und können klarer denken. Das bedeutet: Wenn sie nach Lösungen suchen, sind sie mental klarer und „on point“ und es fällt ihnen insgesamt leichter, Entscheidungen zu treffen.

Danke für die Vorstellung. Sie waren von 2016 bis 2020 auf Weltreise, was haben Sie auf dieser Reise über sich selbst gelernt? Fließen diese Erfahrungen in Ihre heutige Arbeit mit ein?

Ja, genau. Ich war vier Jahre in der Welt unterwegs und es war eine unglaublich prägende Zeit. Ich glaube, in dieser Zeit hatte ich meine tiefsten Tiefs und meine höchsten Hochs erlebt, einfach weil ich komplett allein aus meiner Komfort Zone rausgetreten bin und auf mich allein gestellt war. Das war so spannend, weil man einerseits merken konnte, dass es so unglaublich viele Erfahrungen gab und dass das Leben so bunt war. Andererseits wurde mir aber auch bewusst, dass man sich mitunter sehr hilflos und allein fühlen kann. Natürlich ist man auch stolz, wenn man Dinge allein schaffen kann, aber letzten Endes stärkt einen die Verbundenheit zu und die Unterstützung von anderen Menschen und lässt uns natürlich auch innerlich mehr entspannen. Zweifelsohne können immer wieder neue Eindrücke auch irgendwie ermüdend auf den Körper, das Nervensystem und den Geist wirken. Gleichzeitig lässt es einen aber auch so unglaublich lebendig werden. Alle diese Erfahrungen, die offenbaren, dass das Leben manchmal einfach unvorhersehbar ist, haben mir viel gegeben. Sie haben mir innere Gelassenheit geschenkt und mir beigebracht, Dinge einfach hinzunehmen und manchmal einfach darauf zu vertrauen, dass mir auch gute Dinge widerfahren. Und ja, durch diese intensiven Emotionen auch durchzugehen, wenn man beispielsweise mit Herzschmerz irgendwo allein in der Welt ist, hat mich persönlich weitergebracht. Daher sind es definitiv alles Erfahrungen, die mich nachhaltig geprägt haben und die ich heutzutage in meine Arbeit und mein Leben mit einfließen lasse.

Achtsamkeit im Alltag

Sie haben es selbst gerade schon angesprochen, es findet sich aber auch auf Ihrer Webseite. Sie beschreiben Ihre eigene Coachingarbeit als achtsamkeitsbasiert: Was bedeutet für Sie persönlich Achtsamkeit? Und wie erleben Sie diese in Ihrem Alltag?

Die Achtsamkeit ist für mich die ergebnisoffene, herzliche Innenschau. Also Achtsamkeit wird auch oft mit Aufmerksamkeit verwechselt; bei der Achtsamkeit geht es jedoch darum, dass ich bei mir selbst anfange und mich selbst betrachte. Wir haben ein egozentrisches Weltbild und wir können alles nur aus unserer Perspektive betrachten und das dürfen wir auch. Die Frage ist immer: Was machen wir dann mit den Ergebnissen, die wir durch die Selbstbetrachtung erlangen? Das heißt, wenn wir von Achtsamkeit oder von achtsamkeitsbasierten Veränderungsprozessen sprechen, dass ich bei mir anfange und nicht in der Außenorientierung. Also nicht beim Partner, beim Arbeitgeber, bei der Familiensituation, sondern ich komme erstmal zu mir und frage mich selbst: Welche Gedanken sind da, welche Gefühle sind da, was spürt mein Körper?

Aus dieser wohlwollenden Haltung, ohne dass ich versuche es zu bewerten, entdecke ich auf einmal Potenziale und Wege, die ich gehen kann. Und deshalb glaube ich, es ist der zentrale Punkt des Bewusstseins, die Achtsamkeit zu schulen und dann effektiver, zielgerichteter und mit mehr Lösungsmöglichkeiten in eine andere, in eine bessere Zukunft zu schauen. Was vielleicht auch noch ganz wichtig zum Thema Achtsamkeit ist, ist das es hier nicht um eine Selbstoptimierung für jemand anderen geht, sondern einfach darum, mich besser kennenzulernen. Wenn ich das getan habe, kann ich umso stärker und umso besser auch meinen Ideen, meinen Wünschen und Vorstellungen von einem glücklichen und erfüllten, zufriedenen Leben nachgehen.

Die Arbeit an sich selbst

Somit haben auch definitiv die schwierigen Zeiten Erfahrungen mit sich gebracht, die Sie heute nicht mehr missen wollen würden. Würden Sie dann sagen, dass schwierige Situationen vielleicht nicht nur Tiefpunkte sind, sondern vielleicht mit ein bisschen Zeit auch zu Möglichkeiten der Selbstverbesserung werden können?

Verbesserung ist natürlich auch immer so ein Wort. Solche Momente führen einen auf jeden Fall wieder mal näher zu sich selbst. Ich habe teilweise gedacht, dass ich mich in einem freien Fall befinde und das ist zwar immer eine Chance, aber bedeutet eben auch sehr viel Schmerz zugleich. Man lernt deswegen viel mehr über sich selbst: wie man tickt, aber vielleicht auch, was die eigenen Werte sind und wo man hin möchte – indem man sich nämlich einfach ausprobiert. Wie heißt es so schön? „Probieren geht über Studieren“ und während man ausprobiert, kriegt man ein Gefühl dafür, wovon man mehr erleben möchte und was man eigentlich gar nicht braucht. Das ist eben auch ein Teil der Resilienz, dass ich schaue, was ich persönlich brauche. Darüber hinaus sollte man sich fragen: Was gibt mir Halt? In solchen Tiefs, in solchen Veränderungen, ist somit auch immer viel Nährboden für eine Veränderung vorhanden.

Resilienz

Sie haben es selbst in Ihrer Antwort gut beschrieben: Resilienz, das ist etwas, das man in schweren Zeiten gut gebrauchen kann, um nicht an etwas zu zerbrechen, sondern konstruktiv etwas daraus mitzunehmen. Wie würden Sie persönlich Resilienz definieren? Und was würden Sie sagen, wie sie einem im Alltag hilft?

Was bei mir in der Ausbildung zur Resilienz Trainerin immer gesagt wurde, ist für mich auch die schönste Bezeichnung: „Resilienz ist das Immunsystem der Seele“. Die Resilienz-Lehre zeigt uns, wie wir uns von innen stärken können, um in uns selbst Halt zu finden und uns aufzupäppeln, wenn es mal schwierig wird. Resilienz heißt für mich zum einen, über die Körperarbeit ruhiger und stiller zu werden, dem ganzen Nervensystem einmal eine Pause zu geben von den ganzen Reizüberflutungen, Informationen, einfach alles, was auf uns einwirkt. Zum anderen bedeutet sie einfach auch mehr Akzeptanz von Dingen, die ich nicht ändern kann, denn oft wollen wir, dass die Realität anders ist, als sie sich gestaltet. Man stellt sich also selbst die Fragen, „was kann ich ändern?“, „was liegt in meiner Hand und was nicht?“, „mit was kann ich arbeiten, wie könnten Lösungen aussehen?“

Darüber hinaus geht es in der Resilienz auch darum, eine Lösungsorientierung zu entwickeln, denn wir kennen es ziemlich sicher von uns allen, dass wir uns erst einmal über Dinge aufregen, die uns nicht passen. Nicht umsonst sagt man: „Problem talk creates problems, solution talk creates solutions!“ Es geht also darum, dass man sich nicht nur einfach auf das Problem fokussiert, sondern auch über potenzielle Lösungen nachdenkt. Man versucht konstruktiv mit schwierigen Situationen umzugehen, indem man sich fragt: „Wie kann ich damit umgehen?“ „Was kann ich jetzt machen, damit ich dahin komme, wo ich hin möchte?“ Wir alle kennen es, wenn einer von uns ein Problem hat und dann einfach „MIMIMIMIMI“ meckert und mault. Letzten Endes bringt das nichts und führt uns kein Stückchen weiter. Deswegen ist Resilienz im Alltag so vieles für mich , aber vor allem mit dem Körper zu arbeiten und gelassener mit den Herausforderungen des Alltags umzugehen. Damit meine ich wirklich richtig damit umzugehen und nicht so, dass man sich nur noch mehr unnötig belastet.

Resilienz ist etwas, was wir alle also alle unbewusst mehr oder weniger gut in unser Leben integrieren. Dabei ist sie durchaus ein Begriff, der nicht so greifbar ist, wenn man nicht jeden Tag damit arbeitet. Man hat es bestimmt schon mal gehört, aber kann es bei sich selbst nicht wirklich verordnen. Wie werde ich mir persönlich über meine Resilienz im Klaren? Haben Sie Tipps, wie ich diese vielleicht erkennen und trainieren kann?

Bei Resilienz sagt man, dass sie erlernbar ist – also good news! Wir sollten also alle wissen: Wenn ich das Gefühl habe, ich fühle mich nicht so resilient, dann kann man da etwas für tun, dass es besser wird. Um zu merken, wie resilient ich bin, gibt es einige Selbstcheck Tests, aber generell können Sie sich auch folgende Fragen stellen:

  • Sehe ich die Welt eher positiv oder negativ?
  • Achte ich auf meine Grenzen?
  • Stehe ich für mich selbst ein?
  • Habe ich liebe Menschen um mich herum, an die ich mich wenden kann, wenn das Leben etwas zu trubelig wird und die mir Halt geben?
  • Sehe ich ein Glas als halb voll oder als halb leer an?
  • Habe ich das Gefühl, das Leben ist für mich oder gegen mich?

Wenn ich das alles eher negativ beantworte, kann das bedeuten, dass meine Resilienz vielleicht nicht ganz so stark ausgebaut ist. Es geht vor allem darum, sehr viel mit dem eigenen Mindset zu arbeiten und sich auf das metaphorische halb volle Glas zu fokussieren, um aus diesem „MIMI“-Modus herauszukommen. Oft ist es natürlich schwierig, nur ein Mindset-Wechsel zu machen – gerade, wenn das eigene Nervensystem in Alarmbereitschaft versetzt ist, bringt es natürlich nichts, zu sagen: „Das Glas ist halb voll“, während ich gerade einen Nervenzusammenbruch habe. Deswegen ist für mich diese bewusste Körperarbeit so wichtig. Dabei hilft, Sie können es sich denken, der Yoga ungemein, denn der Yoga lässt mich immer in meinem Körper landen und indem ich mich auf meinen Körper, meine Bewegungen und meine Atmung fokussiere, wird der Kopf leiser und ruhiger. Wenn ich gerade keine Zeit für Yoga habe, weil ich im Büro sitze, kann ich bewusste Atemübungen machen; vor allem, wenn ich tief in den Bauch atme. Damit aktivieren wir das parasympathische Nervensystem, wodurch wir innerlich ruhiger werden. Das heißt, bei Resilienz kann man vor allem über die Körperschiene gehen und wenn es im Kopf gerade explodiert, dann ist das für mich der beste Weg, innerlich ruhiger zu werden. Das ist so eine Art Neustart für mich und meinen Geist, um mich innerlich wiederherzustellen.

httpv://www.youtube.com/watch?v=85RfjuQTrCs
Eva-Maria Kopel

Vielen Dank

Vielen Dank. Ich denke, das sind gute Neuigkeiten für alle, die ein bisschen Angst haben, ob das bei ihnen selbst möglich wäre. Es klingt bei Ihnen jedenfalls so, als ob jeder die richtigen Werkzeuge besitzt, um ein resilienter und entspannter Mensch zu werden. Ich danke Ihnen für Ihre Zeit und Ihre Erfahrung im Bereich der Resilienz, die Sie mit uns geteilt haben.

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