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Interview mit Julia Jänsch

Zuletzt aktualisiert am 30. September 2022 von vik_admin

(Bio)
Julia Jänsch
Schriftzug in Schreibschrift "Just Relax"
Wir sprechen heute über die passende Lösungen für Probleme bei der Einrichtung der eigenen Wohnung. Dazu haben wir Julia Jänsch im Interview.
Julia Jänsch

Einstieg

Hallo Frau Jänsch, vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben, um uns als Experte zum Thema “Einrichtung” ein paar Fragen zu beantworten. Mit Ihrem Unternehmen helfen Sie Menschen dabei, ihre Wohnung individuell und angenehm einzurichten. Im Zuge dessen geben Sie unter anderem entweder schnelle Tipps, die schon eine Menge bewirken können oder konzipieren einen konkreten Einrichtungsvorschlag, den Ihre Kund*innen dann so spielend leicht umsetzen können. Dabei helfen Sie nicht nur anderen Menschen ihre Wohnumgebung positiv auf den Kopf zu stellen, sondern sind auch in Ihrem Freizeit die Umstrukturierung eines Hauses angegangen.

Privat renovieren Sie nämlich ein Haus, das über 200 Jahre alt ist und das Sie von Grund auf erneuern und abändern. Wie war diese Erfahrung für Sie im Hinblick auf Ihre Arbeit und welche Erkenntnisse haben Sie daraus mitgenommen, die Sie jetzt für Ihre Kund*innen mit einbringen?

Diese Erfahrung war sehr prägend für meine Arbeit. Auch für mich war es eine sehr herausfordernde Zeit. Es hat mir geholfen, mich noch mehr in meine Kunden hineinzuversetzen. Ich bringe heute sehr viel mehr Verständnis über die Sorgen und Ängste meiner Kunden auf, weiß worauf es bei der Planung ankommt. Auch in meinem privaten Hausbauprojekt kamen unvorhergesehene Bauvorhaben und Mehrkosten auf uns zu. Das hat unser Budget sehr beansprucht. Ich musste hier kreativ werden, um trotzdem ein schönes Zuhause zu verwirklichen. Diese Kreativität behalte ich auch bei meinen Kundenprojekten bei. Hier braucht es oft clevere und einfache Designlösungen, um auch mit geringem Budget ein schönes Zuhause zu planen

Ihre Arbeit

Sie konnten sich also beim Umbau Ihres Hauses kreativ austoben; die gleiche Freiheit möchten Sie ein Stück weit an Ihre Kund*innen weitergeben. Im Gegensatz zur konventionellen Raumplanung suchen Sie keine Möbel für Ihre Kund*innen heraus und fertigen auch keine Einkaufslisten an. Vielmehr geben Sie eine Schritt-für-Schritt Anleitung und eine Starthilfe. Haben Sie vermehrt die Erfahrung gemacht, dass Ihre Kund*innen oftmals ein gutes Gespür dafür haben, was sie wollen und dass im Prinzip jeder sein Heim gut selbst einrichten kann, wenn er erstmal einen Weg in das Projekt gefunden hat?

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass meine Kund*innen, wenn sie erstmal einen klaren Plan und ein Bild vor Augen haben, sich trauen, auch ihre Individualität einzubeziehen. Im Grunde suchen die meisten jemanden, der ihnen die Sicherheit gibt, was schön und funktional ist. Dann werden sie mutig und probieren sich selbst aus. Das ist schön zu beobachten. Ich zwinge sie auch ein Stück dahin.

Ich finde es nicht schön, wenn meine Kund*innen nach unserer Zusammenarbeit in einem schönen, durchgestylten Zuhause leben, dass aber null Persönlichkeit besitzt und in dem sie sich nicht trauen, sich selbst zu verwirklichen. Deswegen nehme ich sie im Planungsprozess bei allen Entscheidungen mit und fördere, dass sie sich aktiv einbringen. Sie erhalten ein Moodboard mit Möbelvorschlägen. Diese sind verlinkt zum Hersteller oder Online Shop. Danach können sie entscheiden, ob sie diese 1:1 nachkaufen oder eigenständig weiterstöbern.

Es ist also besonders wichtig in Ihrer Arbeit, was die Menschen, die sie beraten, individuell glücklich macht. Meistens gibt es darüber hinaus aber auch noch gewisse Trends, die sie mit in ihr Haus oder ihre Wohnung integrieren wollen. Einerseits entwickeln sich diese Mode und diese Einrichtungsstile mit der Zeit von selbst, andererseits ist die Art, wie wir unser Zuhause einrichte, eine Repräsentation unserer Persönlichkeit. Wie komplex ist das Zusammenspiel zwischen Trend und Individualität und wie schwer ist es, dies in Ihrer Arbeit zu berücksichtigen und mit einfließen zu lassen?

Ich empfinde das als nicht sehr schwierig. Mit der Zeit habe ich ein gutes Gespür für die Bedürfnisse meiner Kund*innen entwickelt. Besonders wichtig in diesem Prozess ist ein gutes Kundenbriefing und Kommunikation vor dem Projektstart. Hier wird schnell klar, wie der/die Kund*in sich sein/ihr Zuhause wünscht. Bei den meisten Menschen ist ein roter Faden zu erkennen. Sie sind angetan von Trends und ausgefallenen Ideen, doch bei der finalen Entscheidung greifen sie meist auf einen Designvorschlag zurück, der ihre tiefe Persönlichkeit widerspiegelt. Auf diese kommen sie, unabhängig von Trends und Stile, immer wieder zurück.

Bedeutung von Trends im eigenen Heim

Die eigene Individualität hat also bei dem Großteil Ihrer Kund*innen Priorität, dennoch haben gewisse Trends immer ihren Anteil an den Einrichtungsideen. Was während der 80er modern war, war in den 90ern verpönt und auch die innenarchitektonischen Merkmale der frühen 2000er stoßen mittlerweile bei vielen auf Abneigung. Welche Stilrichtungen halten Sie für wahrhaftig zeitlos und kann jeder an diesen Stilen Gefallen finden?

Stile und Trends werden immer kommen und gehen. Das liegt in der Natur des Menschen. Als zeitlos empfinde ich die Ausprägungen der modernen Architektur, den Grundgedanken der Bauhaus Bewegung und den Leitsatz “Form folgt Funktion”. Dies wird beeinflusst von der Art, wie wir heute bauen und Möbel produzieren lassen. Gebäude und Einrichtungsgegenstände müssen einer gewissen Einfachheit unterliegen, um hohe Stückzahlen kostengünstig produzieren zu lassen. Daraus lassen sich wunderbar verschiedenste Stilausprägungen ableiten, die bei der breiten Masse Anklang finden.

Veränderungswünsche bzw. -bedürfnisse

Auf Ihrer Website benutzen Sie die Formulierung, dass Menschen aus ihrer Wohnung „herauswachsen“. Passiert es häufiger im Laufe des Lebens, dass man des alten Einrichtungsstils überdrüssig wird und etwas vollkommen Neues haben möchte? In welchem Rhythmus passiert das klassischerweise?

Laut Studien werden kleine Renovierungen alle 5-7 Jahren und größere Maßnahmen, wie eine Küchenrenovierung, alle 9-10 Jahre durchgeführt. Ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass man dies nicht von bestimmten Jahreszahlen abhängig machen kann. Mit jeder neuen Lebenssituation verändern sich die Ansprüche an unser Zuhause. Ziehe ich mit meinem Partner zusammen, kommt das erste, zweite Kind hinzu, kommen meine Kinder in die Schule, habe ich plötzlich ein neues Hobby usw. All diese Ereignisse verlangen meist eine kleinere oder größere Veränderung in den eigenen Räumlichkeiten

Nur eine Person selbst weiß, was sie tief in Innerem möchte und womit sie sich wohlfühlt. Dennoch fehlt es Menschen besonders bei der Einrichtung ihres Zuhauses schwer, sich angemessen auszuleben. Wo liegen die Schwierigkeiten für Design-Laien ihr Heim optimal einzurichten? Wie können Sie mit Ihrer Beratung dabei helfen?

Ich glaube, die größten Probleme liegen im Vorstellungsvermögen und im Sortieren der Ideen. Es gibt heute so viele schöne Inspirationen in Magazinen, im Geschäft oder im Internet. Doch die meisten können sich schwer vorstellen, ob diese in ihr Zuhause passen. Sie wünschen sich einen Ansprechpartner, der sie bei ihren Fragen bestätigt oder auch neue Ideen aufzeigt. Für mich ist das wirkungsvollste Hilfsmittel die Visualisierung im 3D Raum. Hier können wir die verschiedenen Ideen sichtbar machen und vergleichen.

Zu sehen wie die unterschiedlichen Gestaltungskonzepte in ihrem Raum wirken, bringt dem Kunden sehr viel Sicherheit. Sie können sich in Einrichtungsvorschläge verlieben oder (was ich auch fast noch wichtiger finde) sich von bestimmten Ideen endgültig verabschieden, da sie einfach nicht funktional oder optisch ansprechend sind.

Der wichtigste Fokus

Wenn Ihre Kund*innen den anstrengenden Prozess der Bauplanung und des Häuserbaus überstanden haben, bleibt meistens nicht mehr viel Energie für die Inneneinrichtung. Darüber hinaus fühlt man sich bei einer derartigen Fülle an Einrichtungsoptionen schnell überwältigt. Wenn man jetzt nicht sofort zu einem Experten gehen, sondern selbst einmal den ersten Schritt machen möchte: Was raten Sie diesen Menschen? Wo soll man den Fokus/ die Priorität setzen?

Ganz klar auf die Funktionalität. Wenn wir uns im Wohnalltag gestresst fühlen, weil Laufwege, Stauraum und Funktionen nicht optimal geplant sind, wird uns auch der schönste Raum nicht glücklich machen. Diese Grundfunktionen können im Nachhinein meist nicht ohne größeren Aufwand nachträglich in den Raum eingefügt werden. Deswegen rate ich, sich bereits ganz am Anfang Gedanken darüber zu machen, wie ich in meinen Räumen leben möchte. Sich einen festen Plan zu erarbeiten und diesen Stück für Stück umzusetzen. Passt die Funktion, kann das schöne Design jederzeit ergänzt werden.

Umgang mit technischen Geräten

Sie beschreiben auf Ihrer Website das Zuhause als einen elementaren Rückzugsort. Dennoch sind wir mittlerweile durch das Internet und die diversen technischen Geräte nonstop mit der Außenwelt verbunden. Hat dies Auswirkung auf den Entspannungsprozess im eigenen Heim und was kann man im Hinblick auf Fernseher, Laptops und Computer verbessern, damit sie dem mentalen Abschalten nicht im Wege stehen?

Das ist eine spannende Frage. Ich glaube, dass neue technische Geräte den Entspannungsprozess negativ beeinflussen. Im Grunde sind wir kaum noch in der Lage, richtig zu entspannen. Es gibt jedoch ein paar Tricks, ein wenig mehr Ruhe in unser Zuhause zu bringen: Toll finde ich die neuen schlanken TV Geräte (z.B. der Frame von Samsung). Im Standby Modus können Bilder und kleine Kunstwerke angezeigt werden. Einfach seine Lieblingsbilder darum platzieren und schon wirkt die gesamte Wand wie eine Kunstgalerie.

Arbeitsplätze mit PC und Laptop sollte man bewusst ins Interior einplanen und liebevoll gestalten. Eine Idee wäre auch, den Arbeitsplatz in einem Schrank zu „verstecken“. Tür schließen und alles ist schön und ordentlich. Darüber hinaus können feste Ladeplätze für Handys und Laptops schon einiges bewirken, damit Kabel-Chaos wenig Chancen hat. Das Handy bleibt so für eine längere Zeit an einem Platz liegen und ist außer Reichweite. Vielleicht verzichtet man auch in einem Raum bewusst auf Technik. Das Schlafzimmer ist ein toller Ort dafür.

Tipps

Oftmals haben Menschen nicht die Gelegenheit im Zuge eines Hausbaus alles vollkommen nach ihren Wünschen und Vorstellungen zu designen, sondern verändern die Umgebung, in der sie sich bereits befinden. Welche Veränderungen erzielen in Ihren Augen innerhalb kürzester Zeit eine signifikante Wirkung?

Meist hilft es, die Wände zu streichen oder die alte Tapete zu entfernen. Auch Decken sollten betrachtet werden. Befindet sich hier eine alte Vertäfelung? In den meisten Fällen kann diese ebenfalls aufgehellt werden. Aber auch Türen, Türgriffen und Lichtschaltern sollten sie Aufmerksamkeit widmen. Ein Austausch von Türgriffen und Schaltern ist schnell gemacht und der ganze Raum wirkt direkt moderner. Etwas aufwendiger aber auch sehr wirkungsvoll ist der Austausch oder das Lackieren von alten Türen. Mit dem richtigen Lack erstrahlen diese schnell und langanhaltend in neuem Glanz. Der Boden hat ebenfalls eine starke Wirkung auf den Raum. Diesen zu erneuern kann sehr schnell teuer werden. Hier empfiehlt es sich, mit großen Teppichen zu arbeiten.

Auch das Licht sollte unter die Lupe genommen werden. Ein neues Leuchtmittel bringt erfahrungsgemäß mehr Helligkeit in den Raum. Wohnungen oder alte Häuser verfügen oft nur über einen Deckenauslass. Lampen mit mehreren Leuchtmitteln, wie Strahler, sorgen für eine bessere Ausleuchtung des Raumes. Neue Funk- und W-Lan Lösungen (z.B. Phillips hue) ermöglichen die Erweiterungen an Wand und als Stehleuchte ohne Unterputz-Kabelverlegung.

Unter allen Zimmern des Hauses sind vor allem das Schlafzimmer und das Wohnzimmer von immenser Bedeutung für das Wohlgefühl und das tatsächliche Herunterkommen, wenn man Zuhause ist. Welche Tipps und Tricks haben Sie, mit denen unsere Leser*innen in ihren eigenen vier Wänden für mehr Wohlbefinden und Entspannung sorgen können?

  • Sorgen Sie für schönes Licht.

Licht beeinflusst die Wirkung eines Raumes so stark wie kein anderes Designelement. Ohne die passende Lichtstimmung kann jede Farbe, jedes noch so schöne Wohnarrangement kalt und ungemütlich wirken. Sorgen sie für mindestens 3 – 5 unterschiedliche Lichtquellen im Raum. Deckenlampen, Wandlampen, Leselicht, Dekoleuchten – hier können Sie richtig kreativ werden. Sorgen Sie dafür, dass sich die unterschiedlichen Leuchtquellen auf unterschiedlichen Höhen im Raum verteilen, so wird der Raum in Bereiche untergliedert und erhält ganz automatisch mehr Gemütlichkeit.

Wichtig dabei, achten Sie auf die Lichtfarbe. 3.000 – 3.500 Kelvin sind perfekt für Wohnraum und Schlafzimmer. Vor allem das Schlafzimmer wird, was das Thema Licht anbelangt, immer etwas stiefmütterlich behandelt. Platzieren Sie eine kleine Dekolampe auf dem Fensterbrett. Diese begrüßt Sie beim Betreten des Raum. Das sorgt sofort für Entspannung.

  • Zeigen Sie Mut zur Farbe.

Ich sehe oft strahlend weiße Wände, weil die Menschen Angst davor haben, das Falsche zu tun. Das kann durchaus seinen Reiz haben, nur wirkt es, wenn der Rest des Raumes nicht perfekt darauf abgestimmt ist, oft sehr kühl. Leicht getönte Wandfarben in Sand, Taube und warmen Grautönen verleihen einem Raum gleich einen Hauch Gemütlichkeit.

Trauen Sie sich ruhig auch an kräftige Farben. Diese machen nicht zwingend einen Raum kleiner – derartige Bedenken höre ich sehr oft. Vielmehr geben sie einen Raum Erdung und Tiefe. Meine persönliche Empfehlung: Decken bewusst in die farbliche Gestaltung einbeziehen.

  • Arbeiten Sie mit Textilien.

Ein Tipp, der nicht neu ist aber den ich dennoch immer viel zu selten umgesetzt sehe. Vor allem Familien mit Kinder scheuen den Griff zu Teppichen. Dadurch geht viel Gemütlichkeit verloren. Doch es gibt heut so viele tolle Möglichkeiten, die auch für eine hohe Beanspruchung geeignet sind: Sisalteppiche sind robust und natürlich. Ich mag auch den Einsatz von In- und Outdoor Teppichen. Diese gibt es in vielen schönen Designs und sie lassen sich super reinigen. Für sehr beanspruchte Bereiche kann ich noch „Teppiche“ aus Vinyl empfehlen.

An den Fenstern können viele Räume mehr Stoff vertragen Es gibt hier mittlerweile so viele tolle Möglichkeiten. Zwei möchte ich an dieser Stelle nennen. Zum einen das Wabenplissee – sieht nicht nur schön aus, sondern hat auch eine isolierende Wirkung im Winter und im Sommer. Meine absoluten Lieblinge: Rollos. Vielen haben hier ein altmodisches Bild vor Augen. Dabei werden sie heute von vielen Herstellern modern und frisch interpretiert.

Vielen Dank

Durch Ihre Antworten haben wir besonders die kleinen Veränderungen kennengelernt, die unser Zuhause gemütlicher und entspannender machen. Wir wissen darüber hinaus jetzt, wie man gut mit elektronischen Geräten in seinem Haushalt umgeht, um diese organischer und weniger stressfördernd zu integrieren. Danke für Ihre Zeit und Ihre Antworten.

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