Eine kleine Zeitreise
Entstehung
Um 1900 leitete einer DER Architekten des Jugendstiles (an der Natur inspirierter, floraler Stil) Henry van de Velde die neu gegründete Kunstgewerbeschule in Weimar, die er auf staatliche Verordnung hin 1915 verlassen musste. Als Nachfolger schlug er den Berliner Architekten Walter Gropius vor, dessen Namen du dir unbedingt merken solltest. Im April 1919 nahm er das Amt des Direktors an und es war sein Ziel, die Kunst, das Handwerk und die industrielle Produktion miteinander zu verbinden.
Der Vorkurs am Bauhaus
Das Studium am Bauhaus beginnt mit einer zuerst ein-, dann zweisemestriger Grundausbildung, nach dem darüber entschieden wurde, in welcher Werkstatt man weiter studieren wird. In diesem Vorkurs studierte man Materialien wie Glas, Metall und Holz oder auch Farbe, welche im Bauhaus auch als Material galt, und machte sich mit den verschiedensten Bearbeitungstechniken vertraut. Das Arbeiten an Bauhaus war sehr experimentell, was es in dieser Form bislang an keiner Hochschule oder Universität gab.
Die Werkstätten
Für den Direktor waren sie das Wesen vom Bauhaus. Es gab Werkstätten für Bildhauerei, Wandmalerei, Tischlerei, Glas, Keramik, Textil und Metall. Überraschenderweise gab es auch einen Bereich für Bühnengestaltung, eine für Grafik und eine für Buchbinderei. 1925, als die Kunstgewerbeschule Bauhaus nach Dessau umzog, wurden Werkstätten zusammengeführt oder abgeschafft, sodass sieben übrig blieben. Hannes Meyer, Direktor ab 1928, holte auch die Fotografie ins Bauhaus.
Formlehre
Allerdings macht rein handwerkliches Arbeiten in den Werkstätten noch kein Studium aus, da fehlt noch eine andere Komponente: Die Theorie. Normalerweise stellt man sich darunter auch Unterricht wie Kunstgeschichte vor, jedoch wurde im Bauhaus Geschichte keine große Wichtigkeit zugeordnet. Stattdessen konzipierten die Meister am Bauhaus, also die Lehrenden Künstler, Architekten etc. Ihren Unterricht nach dem Begriff der Formlehre. Es gab „Schriftformlehre“, „Raumlehre“, die „Grundelemente der Form“, einen „Farbkurs“ und gegenständliches Zeichnen.
Was macht den Bauhaus-Stil aus, was ist typisch?
Enttäuschung
Zuallererst muss ich enttäuschen: DEN Bauhausstil gibt’s nicht, auch wenn man umgangssprachlich davon spricht. Dennoch gibt es ganz prägnante Merkmale, die geradezu nach Bauhaus schreien. Formschön, schnörkellos oder praktisch sind Adjektive, die man mit der Kunstschule verbindet. Wir haben für euch ein paar Merkmale genauer beleuchtet. Werdet ihr Bauhaus Fans?
„Form follows function“
Diese Worte, die so zum ersten Mal von dem amerikanischen Architekten Louis Sullivan benutzet wurden, hat sich das Bauhaus auf die Fahne geschrieben. Bei allen Entwürfen sollte die Funktion immer an erster Stelle stehen, es wurde kein Objekt nach der Ästhetik entwickelt. Deswegen wurden auch unnötige Verzierungen und Schnörkel weggelassen. Die Objekte, Möbel oder Räume sollen praktisch sein und schlicht in ihrer Gestalt.
Ehrlichkeit
Der Stil galt in vielen Hinsichten als revolutionär. Normalerweise hätte man damals Zeichen zur Statik eines Hauses, wie Balken oder Stahl, zu verstecken versucht. Ganz anders am Bauhaus: Hier wurden diese Bestandteile eines Objektes bewusst gezeigt und nicht verkleidet, denn sie gehören zur Gestalt. Wir alle haben heute mit Materialimitationen und Furnieren zu tun, das wäre im Bauhaus nicht gern gesehen gewesen. Materialien müssen den wahren Charakter des Objektes widerspiegeln.
Bauhaus Farben
Die Farblehre war großes Thema im Bauhaus, es wurden farbige Wände als Gestaltung bevorzugt anstatt von Bildschmuck, der als verpönt galt. Der Künstler und Meister am Bauhaus, Johannes Itten, entwickelte einen Farbkreis, mit dem es alle Studenten zu tun hatten. Besonders die Primärfarben wurden am Bauhaus verwendet und: Rot, Gelb, Blau, aber auch Weiß und Schwarz. Im Flur des Bauhausgebäudes wurde ein farbiges Wegeleitsystem benutzt, dass einfach zu lesen ist. Die Farbe dient auch der Funktion und nicht der Dekoration!
Der Kubus
Er wurde als architektonische Grundform und er liegt auch den Meisterhäusern in Dessau oder dem Bauhausgebäude selber zugrunde. Die weißen Kuben mit viel Glas, das waren oder sind auch heute noch typische Bauhaus Häuser. Auch das Fenster über Eck hat im Bauhaus seinen Ursprung, denn aufgrund der neuen Materialien wie Stahl hatte man neue Möglichkeiten.
Die Grundformen
Der russische Maler Wassily Kandinsky, den viele wegen seiner bunten Formenbilder kennen sollten, war ebenfalls am Bauhaus tätig. Er entwickelte eine Formlehre, die auf die drei Grundformen zurückgeht. Quadrat, Kreis und Dreieck werden den Grundfarben zugeordnet. Rot wirke quadratisch und blau rund. Diese Grundformen und –farben wurden in vielen Designs der Studenten verwendet worden. Ein Beispiel ist das „Schiffsbauspiel“, das 1923 von Alma Siedhoff- Buscher gestaltet wurde. Ein farbiges Holzbaukasten-Spiel, welches den Einfluss des Bauhauses erkennen lässt.
Möbel
Möbel aus dieser Zeit werden als moderne Klassiker bezeichnet, die Moderne entstand ja während dieser Zeit. Sie werden heute noch mit Zertifikat versehen und nach den originalen Entwürfen hergestellt. Sie zeichnen sich durch ihre klare Form und ihr innovatives Aussehen aus. Durch das neue Material Stahl bekamen Lampen und Stühle ein ganz neues Design. Marcel Breuer entwarf den „Freischwinger“, einen Stuhl, der aufgrund eines Stahlrohrs keine starren Hinterbeine hat. Man kann in ihm nach hinten federn und auch der Name macht auf die Elastizität aufmerksam (heute z.B. als “Lesesessel” im Einsatz). Auch legte das Bauhaus Wert auf eine massenhafte industrielle Fertigung. Die Möbel stehen insgesamt für „das moderne Wohnen“.
Die berühmte Teekanne
Sie gehört zu den berühmtesten Bauhaus Arbeiten überhaupt und ist vielen aufgrund ihres prägnanten Aussehens bekannt. Eine aus Silber und Ebenholz glänzende Teekanne aus reinen Formen hält einen Rekord: Für sie wurden 361.000 US-Dollar gezahlt, so viel wie für kein anderes Bauhaus Design. Ihre Gestalterin ist Marianne Brandt, die auch für weitere Objekte aus Metall verantwortlich ist: Zuckerschalen, Aschenbecher und Sahnegießer von ihr sind auch heute noch bekannte Klassiker!
Kritik am Bauhaus
Für viele sind die Entwürfe zu kühl und zu schlicht. Die Bauhaus- Architekten hätten den Weg für Plattenbauten oder trostlos wirkende Hochhaussiedlungen gelegt. Auch wird kritisiert, dass der Stil des Bauhauses den Menschen als anonyme Person sieht, weil so viel Wert auf Massenproduktion gelegt wurde. Hat man mal die Möglichkeit nach Tel Aviv zu reisen, dann kann man dort die Bauhaus-Architektur live betrachten. In der weißen Stadt stehen so viele Bauhaus Bauten wie in keiner anderen Stadt auf der Welt.
Ende (in Deutschland)
Die Machtergreifung der Nationalsozialisten bedeutete die Schließung der Hochschule in Dessau. Der derzeitige Direktor Mies van der Rohe führte die Schule noch ein paar Monate in Berlin weiter, bis sie letztendlich 1933 zur Selbstauflösung gezwungen waren. Viele der Meister aber auch Schüler emigrierten in die USA. Van der Rohe verbreite die Lehre in Chicago und Walter Gropius lehrte von 1937 bis 1952 an der renommierten Universität Harvard „The New Bauhaus“.
Wo kann ich in Deutschland Bauhaus Architektur live sehen?
In Dessau kann man sich das Hochschulgebäude und die Meisterhäuser anschauen, die nach der Zerstörung im Krieg wieder restauriert wurden. Dort kann man sehr geht dem Bauhaus auf die Spuren gehen und auch zum 100-jährigem Jubiläum gibt es dort entsprechende Veranstaltungen. Am Ursprungsort, in Weimar, kann das „Haus am Horn“ als Prototyp modernen Wohnens bestaunt werden. In Berlin- Hohenschönhausen steht das „Haus Lehmke“, entworfen von dem letzten Direktor Mies van der Rohe bevor er nach Amerika auswanderte. Als typisches Beispiel für die Bauhaus Architektur wird die „Weißenhofsiedlung“ in Stuttgart gesehen.