Einstieg
Hallo Herr Foelsch, vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben, um uns als Experte zum Thema “Sauna” ein paar Fragen zu beantworten. Wir wollen heute über Ihr Unternehmen sprechen und feststellen, inwiefern die Sauna ein unerlässliches Attribut im privaten Wellness-Bereich ist. Sie sind der geschäftsführende Gesellschafter der KOERNER Saunamanufaktur und stellen mit Ihrem Unternehmen seit 73 Jahren maßgeschneiderte Saunen für Ihre Kund*innen her. Sowohl Privatpersonen als auch große Vereine und Einrichtungen erfreuen sich dabei an Ihren handgearbeiteten Produkten.
Aber woher stammt die Begeisterung für den Saunagang? Nicht nur im Sommer verschafft Schwitzen als Form der Abkühlung Erleichterung; auch im Winter fühlt man sich danach meistens besser. Welche positiven Auswirkungen kann das Schwitzen bei einem Saunagang auf den Menschen haben?
Das Schwitzen beim Saunieren ist etwas anderes als das Schwitzen bei körperlicher Anstrengung. In der Sauna öffnen sich alle Hautporen, um Wasser abzusondern, das dann verdunstet um die Hautoberfläche zu kühlen. Die Verdunstungskälte verhindert einen zu großen Anstieg der Kerntemperatur des Menschen. Durch das von den Hautzellen abgesonderte Wasser wird die Haut von innen her gereinigt. Weitere positive Wirkungen sind die durch den Wechsel von Heiß und Kalt verbesserte Durchblutung des ganzen Körpers und die durch das Gefäßtraining optimierte Blutdruckanpassung. Und natürlich last but not least: Die Abhärtung gegen Erkältungskrankheiten. Diese Liste lässt sich sicherlich noch weiter führen wie auch über 1500 wissenschaftliche Untersuchungen im Archiv des Deutschen Saunabundes e.V. belegen..
Man sieht sie bei Mannschaften im Fußball, im Eishockey und auch im Basketball – besonders im Sportbereich wird die Sauna immer öfter Teil des Rundum-Programms: Welchen Nutzen hat die Sauna vor allem für Leistungssportler?
Im Leistungssport wie auch im Sport generell dient die Sauna vor allem zur besseren Regeneration nach muskulärer Anstrengung im Training oder im Wettkampf. Hierbei ist jedoch auch der Aspekt des „Teambuilding“ bei gemeinsamer Nutzung durch eine Mannschaft nicht zu unterschätzen.
Ihr Unternehmen
Sie sind ein Traditionsunternehmen und unbestritten Deutschlands erster Saunahersteller. Spürt man durch eine derartig reiche Geschichte eine besondere Verantwortung in seiner Arbeit und seinen Produkten?
Die KOERNER Saunamanufaktur ist ein Familienbetrieb in der dritten Generation. Schon diese Tatsache bedeutet einen großen Unterschied in der Unternehmenskultur hin zu langfristigem Planen und Handeln. Darüber hinaus sind es aber speziell die langjährigen Kundenbeziehungen, die einem eine gewisse Demut in dieser Hinsicht nahelegen. Generell ist es unser vorrangiges Ziel, unseren Kunden immer das volle Potenzial unserer Erfahrung und unserer Leistungsfähigkeit für den Bau Ihrer individuellen KOERNER Manufaktursauna zur Verfügung zu stellen.
Die Tendenz der letzten Jahrzehnte zeigt eine Gewichtung weg von handwerklichen Berufen. Ihr Unternehmen ist allerdings ein Ausbildungsbetrieb. Wie wichtig ist Ihnen der Nachwuchs im Handwerk und besonders im Bereich Wellness/Sauna?
Die handwerkliche Qualifikation unserer Mitarbeiter ist uns seit jeher ein besonderes Anliegen. Nur so ist unser hoher Anspruch an die Qualität unserer Manufaktursaunen in die Tat umzusetzen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist eine gute Mischung von Jung und Alt, also von jugendlichem Elan und über die Jahre erworbener Erfahrung. Das sind nur zwei der Aspekte für unsere hohe Motivation, den Nachwuchs auszubilden. Unser Motto, „gute Arbeit muss auch gut bezahlt werden“, gilt nicht nur nach außen, sondern auch nach innen. Damit lassen sich auch heute noch langjährige Fachkräfte halten und Nachwuchs finden.
Es gibt Ihr Unternehmen schon seit 73 Jahren und es soll vermutlich auch noch eine lange Zukunft vor sich haben. Sie arbeiten im Saunabau ja vorwiegend mit Holz, einer potenziell sehr gut erneuerbaren Ressource. Welche Bedeutung hat Nachhaltigkeit für Ihr Unternehmen und wie fließt sie in ihre Produkte mit ein?
Wir haben schon seit jeher sowohl die Nachhaltigkeit als auch die Regionalität in unserem Fokus. Beim verwendeten Holz sind wir schon viele Jahre weg vom Mainstream wie (harzige) Fichte, dem Überseeholz Hemlock oder vom Tropenholz Abachi. Hier in Süddeutschland, vor allem vor unserer Haustüre auf der Schwäbischen Alb und im Schwarzwald, gibt es seit Jahrhunderten forstwirtschaftlich gehegte und gepflegte Weisstannenbestände, deren Qualität der kanadischen Hemlocktanne nicht nur in nichts nachsteht, sondern diese eher noch übertrifft. Die Verwendung der skandinavischen Espe anstelle des Tropenholzes Abachi ist mehr als nur Ersatz, sondern eine qualitative Verbesserung in Optik und Haptik. Im Gegensatz zu vielen anderen, verwenden wir bei den Materialien überwiegend bewährte, langjährige und meist regionale, süddeutsche Partner als Lieferanten. Wir wissen also z. B. auch nach Jahrzehnten noch welchen Ofen und welche Steuerung wir bei einem Kunden verbaut haben und können daher gezielt helfen.
Die Sauna selbst
Wenn es um die Materialen einer Sauna geht, dann ist Holz ja sicher nicht gleich Holz: Welche Holzarten eignen sich besonders gut für die Anfertigung einer Sauna und warum besteht eine Sauna überwiegend aus Holz und nicht etwa aus Stein, Glas oder ähnlichen Materialen?
Die Verwendung von Holz als Baumaterial ist das Hauptmerkmal der finnischen Sauna und hat Ihren Grund in einem besonderen Saunaklima. Durch das Holz des Saunaraumes bekommt das Saunaklima einen extra Strahlungswärmeanteil zur Konvektionswärme des Saunaofens hinzu, der die Hitze angenehm und verträglich macht. „Fremdmaterialien“ wie Stein, Glas oder Anderes machen dagegen das Klima hart und „brenzlig“. Wir sind in der Hinsicht eher die Traditionalisten und pflegen die ursprüngliche finnische Saunatradition und das angenehme Saunaklima. Weltweit wird das kontrovers gesehen. Obwohl es bei weitem nicht die vergleichbaren Wirkungen hat, nennt sich im angloamerikanischen Sprachraum meist alles was über 40°C warm ist, „Sauna“.
Sauna-Interessenten
Luxusartikel oder Erfahrung des täglichen Bedarfs. Welchen Stellenwert hat in Ihren Augen die Sauna bei uns Deutschen? Ist eine eigene Sauna weit verbreitet und wie sieht der Trend der letzten Jahre aus?
Luxusartikel ist ein weiter Begriff. Das kann eine teure Handtasche oder Uhr sein oder auch ein gutes Gläschen Wein am Abend. Ich sehe in dem Spektrum die private Sauna in den eigenen vier Wänden in den letzten Jahren auf dem Weg zum guten Gläschen Wein.
Wenn sich Menschen dazu entscheiden, eine Sauna in ihre eigenen vier Wände zu holen, tun sie das sicher nur unter gewissen Auflagen. Was sind die herkömmlichen Ziele und Wünsche Ihrer Kunden?
Wir sehen hier zwei Strömungen. Zum einen junge Menschen, die im Elternhaus sozusagen in der Sauna aufgewachsen sind. Durch diese persönlichen Erfahrungen haben dann Qualität und Saunaklima einen besonderen Stellenwert. Vor allem auch pandemiebedingt gibt es aber auch eine zunehmende Zahl an Kunden, die ihre Erfahrungen in öffentlichen Bädern oder im Urlaub im Hotel gemacht haben. Durch den zeitweisen Wegfall bzw. die Einschränkungen im öffentlichen Bereich haben viele gemerkt, dass ihnen ohne den regelmäßigen Besuch einer Sauna nicht nur die Geselligkeit, sondern vor allem auch die gesundheitlichen Effekte fehlen. Beide Gruppen eint, dass die Sauna heute überwiegend schön sein soll und im Wohnraum wie z. B im Bad integriert wird und meist kein tristes Dasein im Hobbykeller mehr fristen muss.
Tipps
Angenommen eine*r der Leser*innen hat Lust bekommen, sich eine eigene Sauna zuzulegen. Worüber sollten sie sich vorher Gedanken machen und worauf müssen sie achten?
Aktuell erreichen uns viele Kundenwünsche der Kategorie „Platz ist in der kleinsten Hütte“. In unseren Beratungen weisen wir immer auf die Überlegung hin, wie man sich beim Saunabaden aufhalten will. Sitzend, stehend oder liegend? Da im Zusammenhang von Saunabaden zurecht von Wellness gesprochen wird, sollte man sich fragen wie groß der Raum sein sollte in dem man sich bei 80°C noch 15 Minuten wohl fühlen wird. Unsere Vorschläge beginnen daher bei einer Grundfläche von ca. 200 x 160 cm. Wir empfehlen eine umfassende Beratung durch einen Fachmann. Nur so kann eine vollkommene Kundenzufriedenheit erreicht werden.