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Interview mit Anja Josten

Zuletzt aktualisiert am 3. Oktober 2022 von vik_admin

(Bio)
Anja Josten
Schriftzug in Schreibschrift "Just Relax"
Wir sprechen heute über die Schwierigkeiten, mit denen alleinerziehende Eltern zu kämpfen haben und suchen Abhilfe. Dazu haben wir Anja Josten im Interview.
Anja Josten

Einstieg

Hallo Frau Josten, vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben, um uns als Experte zum Thema “Familie” ein paar Fragen zu beantworten. Sie sind Heilpraktikerin für Psychotherapie und arbeiten unter anderem auch als systematische Familien- und Paarberaterin. Dabei bieten Sie Ihre Hilfe jedoch nicht nur der ganz klassischen Vorstellung einer Familie an.

In Ihrer Arbeit als Coach beraten Sie nämlich auch gezielt Familien, bei denen nicht alle Mitglieder biologisch verwandt sind, sog. „Patchwork-Familien“. Was sind Ihrer Erfahrung nach einzigartige Herausforderungen, mit denen sich Patchwork-Familien konfrontiert sehen?

Es gibt einige Herausforderungen, die für Patchworkfamilien prägend sind. Vorrangig geht es um die neue Rollenverteilung für Eltern und Kinder. In der klassischen Kernfamilie (Eltern und leibliche Kinder) wachsen alle langsam in ihre Rollen als Mutter, Vater und Kind oder Geschwisterkinder herein. Die Zeit regelt vieles von allein.

Die Patchworkfamilie hingegen besteht aus zwei komplett neu zusammengesetzten Familien, die sich von Grund auf neu organisieren und zusammenfinden müssen. Die große Aufgabe aller Familienmitglieder ist, dass alle in der Regel viel schneller in neue Rollen schlüpfen müssen. Quasi über Nacht entsteht eine neue zusammengesetzte Patchworkfamilie. Große Erwartungen und die Hoffnung, dass alles gut wird, ist der Wunsch. Aber die Realität zeigt, das bestehende Regeln, Rituale und Alltagsabläufe neu ausgehandelt und abgestimmt werden müssen.

Die neuen Partner*innen und die Ex-Partner*innen haben vorrangig folgende Themen:

Wer hat wie viel zu sagen?

  • Festlegung der Schlafenszeiten (wer geht wann, je nach Alter).
  • Wahl des Fernsehprogramms, PC- oder Handy Nutzung.
  • Höhe des Taschengelds für die eigenen / die fremden Kinder.

Wer übernimmt wann die Verantwortung und entscheidet?

  • Aufgaben im Haushalt, Tischmanieren, Gewohnheiten.
  • Hausaufgaben erledigen oder lernen.

Die neue Rolle der Kinder:
Bei Kindern werden die Rollen auf der Geschwisterebene ebenfalls neu verteilt. Je nach Alter und Geschlecht gibt es unterschiedliche Aufgaben und Anforderungen. Das bedeutet für ein Einzelkind, dass es den Rang Nr. 1 aufgeben muss. Ein zweites Kind aus der anderen Familie steht gleichwertig ebenfalls auf Platz 1. Und der Kampf um den ersten Platz ist vorprogrammiert. Das alles stresst alle, Eltern wie Kinder. Die Nerven liegen blank und schnell zeigen sich diverse Missverständnisse.

Alltag von Alleinerziehenden

Eine gänzlich andere, aber dennoch oft auftretende, herausfordernde Situation ist die, der alleinerziehenden Elternteile. Wenn die Belastung ungeahnte Ausmaße annimmt, ist es gut, nicht allein zu sein. Allerdings ist das nicht allen Eltern vergönnt. Wo genau stecken die Schwierigkeiten alleinerziehender Eltern und inwiefern können Sie besser/schlechter mit Stress zurechtkommen?

Alleinerziehende Eltern haben das Dauerthema der ‚Mehrfachbelastung‘. Dieses lässt sich oft nicht ändern. Zum einen müssen sie arbeiten, oftmals aus finanziellen Gründen sogar in einem Vollzeitjob. Zum anderen sind sie hauptverantwortlich für die Kinder (Schule und Kita, Freizeitaktivitäten wie Sport, Musik, Vereine, etc.). Und dann sind da noch der Haushalt und sonstige Verpflichtungen, um die sie sich ebenfalls allein kümmern. Aus Erfahrungen mit vielen Familien weiß ich, dass Alleinerziehende besser mit diesem Stress zurechtkommen, wenn:

  1. Es ein gutes soziales Umfeld gibt (Großeltern, Freunde oder Unterstützer), die sich zeitweise auch um das Kind kümmern oder das Elternteil entlasten.
  2. Der andere getrennte Elternteil auch einige Aufgaben regelmäßig übernimmt (z.B. Fahrten zu Vereinen, Turniere am Wochenende, Termine beim Arzt oder in der Schule).
  3. Die Kommunikation und das Verhältnis zwischen den getrennten Elternteilen weiterhin gut, ehrlich und vertrauensvoll ist.

Der Stress bei Alleinerziehenden steigt aber oftmals an bis zum Burnout, da diese gewünschten Voraussetzungen häufig nicht erfüllt werden. Die Mehrfachbelastungen führen die alleinerziehenden Mütter oder Väter bis an den Rand der Erschöpfung. Es bleibt kaum Zeit für Erholung, für Freunde und Freizeit. Das zeigt wiederum im Laufe der Jahre gesundheitliche Folgen in Form von psychischen oder körperlichen Erkrankungen. Unabdingbar und hilfreich sind auf jeden Fall, sich Hilfe und Unterstützung von außen zu holen.

Nicht nur das Verhältnis der Ex-Partner*innen zueinander kann hierbei für Verunsicherungen sorgen. Auch die Beziehung zu den eigenen Kindern unterliegt vermeintlich einem Wandel. Haben denn Kinder mit nur einem einzigen Elternteil wirklich ein anderes Verhältnis zu ihren Eltern? Ist es in der Tat so, dass Eltern oftmals dazu tendieren, das älteste Kind zum Ersatz-Elternteil zu machen und ihm vermehrt Aufgaben zu übertragen?

Kinder, die mit einem Elternteil alleine wohnen, übernehmen häufig mehr Aufgaben, das stimmt. Das ist aber nicht immer negativ. Ein Beispiel: Ein Kind, was regelmäßig mit im Haushalt hilft. Das Kind lernt beispielsweise, dass es ordentlicher ist bzw. nicht alles liegen lässt, da es die Unordnung selber wieder aufräumen muss. Zudem lernt es frühzeitig Verantwortung zu übernehmen für das eigene Handeln. Beispiel zwei: Ein Kind geht alleine und selbstständig zur Schule, zum Verein oder anderen Terminen. Das Kind lernt, dass es auf die Zeit achten muss und dass es pünktlich und zuverlässig zum Termin da ist. Das fördert das Selbstbewusstsein (ich kann das, ich schaffe das) und die Zuverlässigkeit.

Im Negativen wirkt sich das wie folgt aus. Wenn ein Kind als Ersatz-Elternteil genutzt wird, liegt es ausschließlich an dem Verhalten des Elternteils, dieses nicht zuzulassen. Bei Kleinkindern kann das z.B. sein: Das Kind schläft lange im elterlichen Bett bei dem alleinerziehenden Elternteil (ähnlich wie ein/e Partner*in). Das eigene Kinderzimmer wird nur tagsüber genutzt. Gründe hierfür sind meistens, dass sich Mama oder Papa einsam und allein fühlen. Meistens ist das den Elternteilen nicht bewusst und es gibt zahlreiche Ausreden, warum das gut und richtig ist.

Darüber hinaus kommt es auch öfter vor, dass dem Kind zu viel Verantwortung übertragen wird, was dazu führt, dass es häufig damit überfordert ist. Je nach Alter und Entwicklung muss das individuell betrachtet werden. Einige Kinder können sehr gut früh selbstständig entscheiden oder handeln, andere wiederum erst recht spät. Auch hier kommt es immer auf die Entwicklung des Kindes und des Elternteiles an. Das Verhältnis zu den Eltern ist auf jeden Fall ein anderes, wenn die Kinder bei einem Elternteil aufwachsen. Die Hauptbeziehungsperson wird mehr geachtet und respektiert. Das Ganze wird aber wiederum durch das Verhältnis zwischen den Eltern beeinflusst. Ich beobachte aber, dass es vielen Eltern gut gelingt, dass Kinder zu beiden Elternteilen ein liebevolles Verhältnis haben. Dieses liegt vor, wenn sich die Eltern offen und regelmäßig über die Entwicklung und Probleme des Kindes austauschen.

Eine große Schwierigkeit ist es demnach Zeit für Erholung in den Alltag einbauen zu können. Wenn ich keinen Partner an meiner Seite habe, fällt es mir häufiger schwerer, eine kleine Auszeit zu nehmen. Wie können auch Väter oder Mütter, die allein für ihre Kinder verantwortlich sind, Momente der Ruhe in ihrem Alltag finden?

Wichtig ist für Alleinerziehende, sich trotz vieler Aufgaben regelmäßig Zeit für sich zu nehmen. Das kann gut gelingen, wenn es klare Regeln und Grenzen in der Familie gibt. Wenn beispielsweise die Mutter sagt, sie braucht jetzt einmal eine Stunde für sich, wird es das Kind akzeptieren. Dazu bedarf es klare und gute Absprachen im Vorfeld, die von beiden Seiten eingehalten werden. Diese Absprachen müssen natürlich auf das Alter und die Entwicklung der Kinder abgestimmt sein. Die Alleinerziehenden sollten sich regelmäßig Zeit mit Freunden gönnen, zum Sport gehen oder Zeit für diverse Erledigungen nehmen. Der Abstand zum Alltag ist wichtig, um einen klaren Kopf zu bekommen und um den Spaß und die Lebensfreude zu steigern.

Hierfür ist das soziale Umfeld sehr wichtig, oder auch das getrenntlebende Elternteil, das sich dann um das Kind kümmert. Die Familie, Freunde oder Therapeuten (evtl. Erzieher) um Unterstützung zu bitten, sollte auf jeden Fall dazu gehören. Dieses Verhalten zeigt eher Stärke als Schwäche. Gut ist es z.B. einen festen Tag in der Woche festzulegen, wo Mama oder Papa eine gewisse Zeit alleine für sich haben. Das lässt sich leichter organisieren. Diese Tage können von unterschiedlichen Betreuungspersonen übernommen werden. Wichtig ist dabei, dass dieser Tag in der Woche regelmäßig vereinbart und genutzt wird. Das vereinfacht vieles.

Kommunikation in der Familie

Vieles, von dem, was sie bisher angesprochen haben, baut auf guter und gesunder Kommunikation auf. Das Vier-Seiten-Modell von Friedemann Schulz von Thun hat die Kommunikationswissenschaft im Sturm erobert und wird auch sehr gerne im Rahmen der pädagogischen Bildung weitergegeben. Demnach hat jede Botschaft vier verschiedene Ebenen, die über den Sachinhalt hinaus noch einiges über den Überbringer der Nachricht und seinem Verhältnis zu seinem Gesprächspartner verraten. Wie wichtig ist in Ihren Augen Kommunikation in so einem intensiven System wie das der Familie und wie kann man die Kommunikation zum Partner und zu den Kindern verbessern?

Das Kommunikationsquadrat oder Vier-Ohren-Modell von Schulz von Thun zeigt gut die bestehende Struktur und sagt eine Menge über die Art der Kommunikation in einer Familie. Alle Botschaften, die wir in einem Gespräch ausdrücken, sind mit bewussten und unbewussten Anteilen versehen. Es kommt immer darauf an, wie der Sender die Aussage ausdrückt und wie der Empfänger die Botschaft hört. So ist auch in einer Familie. Das kommunizieren ist das A und O in einer Familie. Es gibt dabei einige wichtige Voraussetzungen zu beachten. Für alle geführten Gespräche zwischen Eltern und Kindern gilt:

  • Ehrlich und offen kommunizieren und zuhören.
  • Probleme, Ängste und Bedenken ansprechen.
  • Verständnis für das Gegenüber haben.
  • Vertrauen aufbauen und Versprechen einhalten.
  • Keine zu hohen Erwartungen haben.
  • Grenzen einhalten (beidseitig).
  • Aufträge oder Vereinbarungen wiederholen.
  • Alternativlösungen (Plan B) bereithalten, wenn erforderlich.

Eltern können in jeder Altersklasse mit ihren Kindern sprechen. Natürlich muss das Gesagte und der Inhalt altersgemäß formuliert werden.

Beratung in den eigenen vier Wänden

Besonders in den eigenen vier Wänden gibt man sich anders und kommuniziert auf unterschiedliche Art mit seinen Familienmitgliedern. Sie bieten unter anderem auch Hausbesuche an, um Familien bei ihren Problemen zu helfen. Aus welchen Gründen wünschen sich Ihre Kund*innen charakteristischerweise Hausbesuche und wo liegt hier der Beratungsvorteil im Vergleich zum klassischen Coaching?

Die klassische Familienarbeit ist recht komplex. In einer Familie sind immer mehrere Personen, die ihre eigenen Meinungen und Gefühle haben. In einer Patchworkfamilie sind es sogar zwei Familien, d.h. der Personenkreis vergrößert sich. Hausbesuche sind sehr gut dafür geeignet, die Familie direkt in einem persönlichen Gespräch zu sehen und zu beobachten. Wenn Gespräche über ein Thema geführt werden, geht es nicht alleine um den Inhalt. Die Familie zeigt mir, unbewusst oder bewusst, wie die einzelnen Personen zu einander stehen (liebevoller Umgang, Verständnis oder Ablehnung, etc.) Ich achte bei meiner Arbeit auf viele Dinge. Hier einige Beispiele:

  1. Wie ist das Verhalten der Kinder gegenüber ihren Eltern (wie sprechen sie, schauen sie sich an, wie ist die Stimmungslage)?
  2. Wie nehmen die Kinder die Botschaft der Eltern auf (hören sie zu, sind sie genervt, gelangweilt, lenken sie sich ab)?
  3. Wie reagieren die Eltern auf die Antworten der Kinder (Mimik, Gestik, Stimmungslage)?

In einem solchen Familiengespräch stellt sich schnell heraus, wer hier das Sagen hat, wo Machtkämpfe entstehen oder wo manipuliert wird. Ergänzend führe ich auch teilweise Einzelgespräche mit Kindern oder Eltern, je nach Themenlage. Das Ergebnis meiner Einschätzung mit einer möglichen Lösung des Problems bespreche ich mit den Eltern. Gemeinsam werden diese Lösungen dann an den Familienalltag angepasst und ausprobiert. Der Unterschied zu einem Coaching besteht darin, dass ich in diesem Beratungsgespräch meistens nur einen Elternteil, oder selten beide Eltern, sehe und spreche. Die Kinder werden zu dem Thema nicht gehört.

Ein klassisches Coaching wird durch das Thema bestimmt. Geht es um ein Erziehungsproblem (Verhaltensauffälligkeiten von Kindern, Probleme in der Schule, etc.) oder um ein persönliches Thema, ist ein Coaching oft ausreichend. Meistens starte ich mit einem Beratungsgespräch für die Eltern. Bei Bedarf werden später dann die Kinder dazu genommen. Sind die Themen familienübergreifend oder komplexer (Konflikte Eltern-Kinder, Trennung, neue Partner), dann kann ein Hausbesuch sinnvoll sein. In einem Erstgespräch klären wir die Sachlage, ich gebe meine Empfehlung ab und wir entscheiden dann gemeinsam, wie es weiter geht.

Burnout im Familienumfeld

Er ist einer der berüchtigtsten Stresserkrankungen und erreichte 2019 einen traurigen Höhepunkt mit ca. 185.000 Betroffenen in Deutschland. Wenn wir vom Burnout sprechen, denken wir meistens an Stress, der durch den Beruf hervorgerufen wird. Kann man allerdings auch durch ein angespanntes Familienleben einem Burnout erliegen und worin unterscheidet sich der Familienstress im Vergleich zur Anspannung auf der Arbeit?

Stress entsteht immer durch ein Zusammenspiel von mehreren Dingen. Der Job, die Kinder, die Paarbeziehung, die Freizeit. Wenn in einem oder mehreren Bereichen des Lebens Probleme langwierig existieren, belasten und kein Ausgleich hierzu stattfindet, dann entsteht Stress. Wenn die Ursachen für diesen Stress nicht bearbeitet werden, können sich zahlreiche körperliche und psychische Symptome entwickeln, die dann zum Burnout führen.

Stress in der Familie durch z.B. Trennung, Gewalt, Eifersucht oder andere Suchtformen belasten alle. Das führt zwangsläufig nicht nur zum Burnout von einem Elternteil, es sind vor allem auch die Kinder betroffen. Bei Kindern zeigt sich Stress meistens in Form von Verhaltensauffälligkeiten. Das wissen die wenigsten Eltern. Körperliche Erkrankungen oder der plötzliche Tod eines Angehörigen können ebenfalls enormen Stress auslösen. Wenn zu dem Familienstress dann zusätzlich Probleme im Beruf dazukommen, ist der Burnout nicht mehr weit.

Der Unterschied zwischen Familienstress im Vergleich zum Stress im Beruf ist der, dass sich Eltern dort meistens in einem finanziellen Abhängigkeitsverhältnis befinden. Die Arbeit finanziert das tägliche Leben. Um eine Veränderung im Beruf zu erwirken braucht es häufig viel Mut und Kraft. Im schlimmsten Fall darf sich der betroffene Elternteil einen neuen Arbeitsplatz suchen. In einer Familie hingegen habe ich emotionales Abhängigkeitsverhältnis. Meine Kinder und die Partnerschaft sind emotional miteinander eng verbunden. Das macht es vielen Erwachsenen so schwer, etwas zu verändern.

Der Job als Mutter oder Vater ist eine Lebensaufgabe. Bei einer Trennung oder Scheidung sind alle Familienmitglieder gleichermaßen belastet. Eine Trennung, egal in welcher Form, ist immer mit psychischem Stress verbunden. Daher ist es so wichtig, sich Hilfe und Unterstützung im Vorfeld zu holen und alle Fragen und Entscheidungen mit dem Partner gut zu besprechen und zu durchdenken. Die gute Nachricht ist aber: Wenn das Familienleben ausgeglichen und harmonisch verläuft, kann auch ein Rückschlag im Beruf gut aufgefangen werden. Eine gute und solide Basis der Paarbeziehung sowie eine liebevolle Beziehung zu den Kindern helfen allen, ihr Leben in einem guten Gleichgewicht zu halten.

Wenn Menschen durch ihre Arbeit übermäßig gestresst sind, dann reduzieren Sie ihre Stunden, geben Verantwortung ab oder wechseln gleich ganz den Job. Das alles kann ich in der Regel als Elternteil nicht tun. Wie kann man dann einem Burnout durch den Stress in den eigenen vier Wänden vorbeugen?

Hier gelten ähnliche Regeln, wie bei Alleinerziehenden. In einem Familienverbund ist der regelmäßige gesunde Ausgleich zum stressvollen Alltag viel leichter möglich. Voraussetzungen hierfür ist eine gute und offene Paarbeziehung. Um Stress vorzubeugen hilft:

  • Sich regelmäßig Zeiten für sich einzuplanen (nach Absprache).
  • Familie oder Freunde bei Bedarf um Unterstützung bitten.
  • Bewegung, Spiel und Spaß mit den Kindern zur Steigerung der Lebensfreude.
  • Gemeinsame Zeiten/Tage mit dem Partner/der Partnerin organisieren.
  • Familienkonferenzen bei Bedarf durchführen.
  • Gemeinsame Auszeiten oder Urlaube mit der Familie genießen.

Tipps

Was ist Ihrer Erfahrung nach zum Schluss ein guter Tipp für Familien, die gemeinsam Stress reduzieren wollen? Welche Möglichkeiten gibt es als gesamte Familie zu entspannen und das gemeinsame Leben erholsamer zu gestalten?

Gut ist es, regelmäßig gemeinsame Zeit miteinander zu verbringen, um herauszufinden, wie es den einzelnen Familienmitgliedern geht. Häufig reichen schon gemeinsame Essenszeiten, bei denen ein solcher Austausch möglich ist. Wenn sich dann Stresssymptome oder Probleme herausstellen, sollten diese direkt angesprochen und geklärt werden. Wichtig ist dabei, sich genügend Zeit zu nehmen, präsent zu sein und dem Gegenüber gut zuzuhören. Gemeinsam entspannen ist auch eine tolle Sache, vorausgesetzt, alle sind damit einverstanden. Wenn um einen Familienausflug geht ist es gut, die Kinder nach ihren Wünschen zu fragen und gemeinsam darüber zu diskutieren, was allen gefallen würde. Kompromisse finden gehört dazu. Möglich ist an einem Tag etwas zu unternehmen, was den Kindern gefällt. An einem anderen Tag dürfen die Eltern wählen.

Eine gemeinsame ‚Familienkonferenz‘ hilft auch bei größeren Problemen. Hierzu kommen alle Familienmitglieder zusammen, möglichst mit einem neutralen Moderator, der das Gespräch leitet. In diesem Rahmen dürfen alle ihre Fragen und Sorgen aussprechen. Gemeinsam wird dann nach einer guten Lösung für alle geschaut. Ich persönlich finde es wichtig, Stress im Vorfeld zu reduzieren. Eine liebevolle, ehrliche und verständnisvolle Kommunikation untereinander unterstützt einen harmonischen Familienalltag und Probleme werden erst gar nicht zu einer großen Sache.

Vielen Dank

Durch Ihre Expertise haben wir herausgefunden, wie auch alleinerziehende Eltern ein harmonisches und entspanntes Verhältnis zu ihren Kindern aufrechterhalten können. Vor allem wissen wir nun um die besondere Bedeutung, die der Kommunikation innerhalb der Familie zuteil werden sollte. Danke für Ihre Zeit und Ihre Antworten.

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