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Interview mit Ines Königsmann

Zuletzt aktualisiert am 30. September 2022 von vik_admin

(Bio)
Ines Königsmann
Schriftzug in Schreibschrift "Just Relax"
Wir sprechen heute über das Thema Einrichtung und wie man sich ein Zuhause mit entspannter Atmosphäre schafft. Dazu haben wir Ines Königsmann im Interview.
Ines Königsmann

Einstieg

Sie selbst sind mehr als 20-mal umgezogen. Haben Sie hierbei Erfahrungen gemacht und Einblicke gewonnen, die Ihnen jetzt dabei helfen, Leuten bei der praktischen und zielorientierten Einrichtung zu helfen? Fällt Ihnen selbst das Umziehen mittlerweile leichter, weil Sie wissen, worauf es ankommt?

Ja, natürlich haben diese vielen Umzüge mich geprägt und mir sehr viele Seiten gezeigt, auf die es ankommt, um ein neues Zuhause-Gefühl umzusetzen. Dabei ist das Wichtigste, gleich von Beginn an eine Struktur zu haben, wo die wichtigsten Dinge untergebracht werden, die auch gut im Alltag funktioniert. Und die wichtigsten Dinge sind für mich, als Orientierung, zwei Koffer gepackt für den dreiwöchigen Urlaub. Ich selbst bin in letzter Zeit weniger umgezogen, dafür habe ich meine Räume regelmäßig komplett umgestaltet und verändert, Räume getauscht, Funktionen, Möbel und Farben verändert, sodass sich meine Wohnung in der Zeit auch immer wieder neu angefühlt hat. Ich liebe Veränderungen und das neu aus- und einrichten!

Sie bieten im Rahmen Ihrer Arbeit Hausbesuche an, bei denen Sie sich die Wohnungen Ihrer Kund*innen genau anschauen und mit ihnen über ihre Vorstellungen sprechen. Würden Sie sagen, dass Ihre Arbeit sehr nah am Menschen erfolgt und dass jedes Projekt Sie vor neue Herausforderungen stellt, weil jeder Mensch andere Vorstellungen hat?

Ganz genau! Das finde ich ja auch so spannend an meiner Arbeit, jedes Projekt ist ganz anders. Dabei kommt es auf der einen Seite auf den Menschen an, auf seine Persönlichkeit, seine Wünsche und Vorstellungen und auf der anderen Seite auf die Räume, die ganz klar den Gestaltungsrahmen vorgeben, mit ihrer Größe, Licht, Form, Architektur und vielen weiteren Aspekten.

Einrichtung

Sie bieten auch Workshops an, bei denen Sie den Leuten helfen, ganz von selbst auf ihr eigenes Wohnkonzept zu kommen. Mit welchen Problemen suchen sich Menschen meistens Hilfe bei Ihnen? Welche Schwierigkeiten tauchen besonders häufig auf?

Bereits zu Beginn meiner Berufspraxis habe ich immer wieder die verschiedenen und dann doch sehr ähnlichen Probleme verschiedener Menschen und deren Verzweiflung wahrgenommen. Daraus wollte ich ein Format schaffen, mit dem letztlich jede/r Einzelne seine/ihre Wahrnehmung für Räume und die Raumwirkung schult und letztlich das Handwerkszeug für die ersten Schritte bei der Raumplanung mit an die Hand bekommt. Dabei ist es oft eine große Schwierigkeit, die Dimensionen der Räume realistisch wahrzunehmen und dann eben stimmig zu möblieren, mit den richtigen Farben zu arbeiten und passende, gute Beleuchtung ist meist das größte Problem.

Bei den Hausbesuchen gewinnen Sie sicherlich nicht nur durch das Gespräch einen Einblick in die Menschen. Sagt unsere Wohnung tatsächlich so viel über uns aus, wie wir es vermuten? Ist sie gewissermaßen ein Spiegel unserer Persönlichkeit?

Unser Zuhause ist unsere dritte Haut, unser Schutzraum, der nur ausgewählten Menschen gezeigt wird. Es gibt so viel preis über die Bewohner, worauf sie Wert legen und worauf weniger, was sie zeigen und was eben nicht gezeigt wird. Dabei stehen wir in Wechselwirkung mit unserem Zuhause – wir formen unsere Räume aber unsere Räume formen genauso uns.

Menschen formen den Raum um sich selbst nach ihren Wünschen, aber ist dies eine Einbahnstraße? Formt der Raum auch den Menschen mit der Zeit? Und wenn ja, welche Implikationen hat das für den Wunsch, in den eigenen vier Wänden Entspannung und Erholung zu finden?

Wichtig ist es, sich über diese Wechselwirkung klar zu sein, eben auch dass wir uns selbst ständig verändern und dann auch diese Veränderungen in unsere Räume mit einbringen. Dabei können sich unsere Wohnbedürfnisse nach Schutz, Erholung, Gemeinschaft, Ästhetik, Selbstverwirklichung und Kreativität über die Zeit verändern.

Minimalismus für mehr Zufriedenheit

Ein opulentes Bett oder eine todschicke Couch – das alles sind zentrale Elemente eines Raumes, die sich stark auf die Atmosphäre auswirken können. Würden Sie als Möbeldesignerin sagen, dass Möbeln eine besondere Rolle im Innendesign von Wohnungen zukommt? Sind sie gar Herzstücke der einzelnen Räume?

Ganz genau. In meinen Projekten arbeite ich sehr gerne mit einem „Centerpiece“ (ein zentrales Stück), das dem Raum die gewisse Atmosphäre gibt. Dieses ist sozusagen der Hauptdarsteller im Raum und die Nebendarsteller werden oft eher zurückhaltender gewählt.

Wir leben in einer konsumorientierten Gesellschaft und jeder besitzt gerne Dinge, die einem etwas bedeuten. Im Gegensatz zu unserer Zuneigung zum Besitz von Gegenständen ist unser Platz allerdings endlich. Haben Sie Tipps, wie man auch auf kleinem Platz mit seinen Besitztümern haushaltet? Sollten Menschen sich grundlegend schneller und leichter von Dingen trennen, um zuhause glücklicher zu sein?

Unser heutiger Umgang mit Dingen ist oft stark durch kurzlebige Trends geprägt, die in kurzer Zeit inaktuell und überholt wirken. Daher gebe ich meinen Kunden immer die folgenden Fragen zur Kaufentscheidung mit an die Hand: Wie wird das Objekt in 5, in 10 und in 20 Jahren aussehen? Wie werden sich die Materialien und Farben in der Zeit verändern? Ist es zu modisch, sodass es schnell veraltet aussieht? Ein ganz wichtiger Tipp für die Entscheidung beim regelmäßigen Aussortieren ist: Macht mich das Objekt glücklich? Erfreue ich mich immer wieder daran? Gibt es mir tagtäglich ein Lächeln? Die Dinge hingegen, die mit negativen Emotionen aufgeladen sind, egal ob aufgrund des Schenkers, der Kaufsituation, der Lebensphase, dürfen ganz klar gehen! Das ist angelehnt an das japanische Prinzip des Dan Sha Ri. Und es wirkt Wunder! Wenn man erstmal weiß, was einem wirklich wichtig ist, ist man auch viel klarer in allen kommenden Kaufentscheidungen.

Tipps

Es gibt nun sicherlich Leser*innen, die nun passend zu unserem Magazin mehr Potenzial aus ihrer Wohnung holen und diese in einem Ort der Entspannung und Ruhe verwandeln wollen. Welche grundlegenden Tipps können Sie geben, damit man sich schnell wieder wohl in seiner Wohnung fühlt und sie ein Refugium vom Alltagsstress darstellt?

Wenn wir uns unruhig in unseren Räumen fühlen und nicht richtig entspannen können, liegt das oft an einer visuellen Reizüberflutung. Hier hilft es erfahrungsgemäß, Klarheit und Struktur in die Räume zu bringen. Um sich schnell wieder wohl zu fühlen in seinen Räumen, sollte sich die Wohnung ganz genau angesehen werden: Was passt noch? Was passt nicht mehr? Warum ist das so? Was stört mich aktuell? Und woran liegt das? Was ist mir aktuell wichtig? Was kann aussortiert werden? Was kann an einer besseren Stelle untergebracht werden? Sobald mehr Klarheit und Struktur wieder zu erkennen ist, kehrt auch die Entspannung und innere Ruhe zurück in die Räume.

Vielen Dank

Vielen Dank für das Interview Frau Königsmann!

Sehr gerne.

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