Einstieg
Sie coachen Familien und sind selbst schon länger Mutter. Wie einfach fällt es Ihnen, die eigenen Tipps und Tricks in Ihrem persönlichen Alltag anzuwenden? Gibt es manchmal Konflikte zwischen Ihrer Rolle als Mutter und als Familiencoach?
Natürlich bin ich von Anfang an als Mutter nicht immer der Coach. Ich bin nicht als Mutter und auch nicht als Coach geboren. Das Wissen als Coach habe ich im Laufe der Zeit erlernt, sowie ich meine Kenntnisse als Mutter erworben habe. Meine Tools entwickeln sich im Laufe der Zeit noch weiter und vereinfachen mein Familienleben. Das ist auch für mich ein ständiges Training, sowie das Bewusstwerden über die jetzige Situation. Da kann ich alle Mütter beruhigen, wir sind alle nicht perfekt. Was mir sehr gut gefällt ist der Zeitpunkt, wenn mir bewusst wird, dass ich ein altes Muster von mir bediene und ich es sofort wieder in meine neue Kreation verändern kann. Praktisch die Laune auf Knopfdruck zu ändern. Wie gesagt, das ist alles Training.
Wenn Sie Familien und Kindertagesstätten coachen, arbeiten Sie mit dem Prinzip der Ermutigungspädagogik. Was genau ist das und wo sehen Sie darin die Vorteile für Familien?
Das ist eine sehr interessante Frage. Jemanden zu ermutigen ist für mich sehr wichtig. Als ich DAS ENCOURAGING TRAINING nach Theo Schoenaker kennengelernt habe, konnte ich die Freiheit für jeden einzelnen Menschen erkennen. In der individualen Psychologie und auch im Coaching ist es wichtig zu sehen, wer der Mensch vor mir ist. Wenn ich den Menschen als Pflanze sehen würden, würde ich nicht eine Palme in den Schnee stellen oder eine Schattenpflanze in die Sonne. Ähnlich zu einer Pflanze schaue ich genau, was die Person benötigt, um sich optimal zu entwickeln. Zitat von Theo Schoenaker:
„Ermutigung bewirkt eine Änderung in der inneren Haltung dessen, der ermutigt wird. Ermutigung erhöht das Gefühl von Selbstachtung, stärkt den Glauben an die eigenen Fähigkeiten und führt zu dem Schluss: ‚Ich weiß, ich bin okay! So, wie ich bin, bin ich gut genug!‘ Und zu der Überzeugung ‚Ich kann!‘ Die Vorteile sind bei jedem Familienmitglied zu verzeichnen, auch bei denen, die dem sehr skeptisch gegenüberstehen. Denn wenn nur eine Person eine Veränderung möchte und an sich trainiert, verändert sich die ganze Situation. Für jeden aus der Familie. In Einrichtungen ist es ähnlich. Wenn ich Kinder oder auch Erwachsene ermutige, entsteht etwas Neues. Und das benötigt viel ‚Fingerspitzengefühl‘ für jede Person. Jede Person ist ein Individuum und benötigt nicht dasselbe wie zum Beispiel ein anderes Kind oder Geschwisterkind. Ermutigung ist nicht mit loben gleichzusetzen.“
Familie
Ein Kind findet sich relativ schnell in verschiedenen, komplexen Ökosystemen wieder. Je nachdem, wo es gerade ist, werden von ihm andere Kompetenzen und Verhaltensmuster erwartet. Sie beraten sowohl Familien als auch Schulen und Kindertagesstätten. Wie unterscheidet sich Ihre Arbeit und Ihre Zielsetzung vor allem in Hinblick auf die Kinder, wenn Sie Privatpersonen oder Institutionen coachen?
Zu der Frage, wie sich meine Arbeit und meine Zielsetzung vor allem in Hinblick auf die Kinder unterscheidet, wenn ich Privatpersonen oder Institutionen coache, lässt sich Folgendes sagen: Eine Einrichtung hat per se schon einmal ganz andere Themen und einen anderen Personenkreis als eine Familie. Da ist die Zielsetzung sehr individuell und unterschiedlich. Ebenso spielen religiöse und kulturelle Hintergründe eine Rolle. Die Ressourcen sind immer in meinem Fokus. Auch die Fragestellung ist ja wichtig. Haben wir dieselben Ziele? Das Schöne ist ja, dass wir gemeinsam die Zielsetzung für die gewünschte Veränderung bestimmen, die individuell zugeschnitten ist. Auch Themen wie Reaktion und Handlungsspielräume können eine große Rolle spielen. Wann reagiere ich und wann handele ich? Kinder sind sehr intelligent und oftmals sehr feinfühlig. Dieses Gespür kann ich sehr gut nutzen und Kinder somit anerkennen.
Ich entwickle zum Beispiel Projekte für Schulen. Dort kommt dann das entsprechende Thema zum Ausdruck und wird trainiert. Es kann zu jeder Zeit eine Änderung vorgenommen werden, die wir gemeinsam besprechen. Zum Beispiel soziale Kompetenzen, emotionale Kompetenzen, sowie die Teamfähigkeit und so weiter. Wie gehe ich mit Wut um? Was triggert mich? Und was kann ich dann tun, um meine Emotionen in den Griff zu bekommen? Das sind wirklich große Themen, die auch in Kindertagespflege-Einrichtungen, Kitas, Kindergärten, Schulen und natürlich in den Familien vorkommen. Selbst in den „besten“ Familien, wie es im Volksmund so heißt.
Das Leben und die Wahrnehmung dessen sind zutiefst subjektiv. Demnach sind die Begriffe wahr und falsch auch nicht so eindeutig, wie man es meist glauben möchte. Welche Vorteile bietet ein Coaching, wenn sich die Fronten innerhalb einer Familie verhärtet haben? Wie können Sie mit ihrer Arbeit frischen Wind in das Familienleben bringen?
Ja, da hat jeder so seine Ansicht. Es kommt darauf an, wie weit die „Fronten“ sich verhärtet haben, wo wir genau ansetzen können. In meiner Arbeit konnte ich sehr gute Ergebnisse mit meinen Tools erreichen. Ich liebe Dinge, die funktionieren. Das weiß ich aus Erfahrung und kann darauf bauen. Es ist als Mutter einfach ein sehr gutes Gefühl, sich wieder auf ihre Familie zu freuen und die Nähe zu ihren Kindern und Partner genießen zu können. Einfach große Freude zu empfinden. Wie es so schön heißt: „Ich verliebe mich wieder in mein Kind“ Wie zum Beispiel: „Das erste „zahnlose Lächeln“ deines Kindes. Dieses Gefühl wieder zu entdecken, ist einfach tiefberührend.
Die „Access Bars“ sind laut Ihrer Homepage 32 Punkte am Kopf, mit deren Aktivierung sich Menschen mentale Erleichterung verschaffen können. So können sie durch die Stimulation besser mit depressiven Verstimmungen und Angst umgehen, ihre Stressresistenz steigern und mehr Selbstvertrauen und Motivation für sich selbst finden. Sind diese Access Bars® eine Methode der Entspannung, die Menschen auch allein und in ihren eigenen vier Wänden gut durchführen können? Wenn nicht, wie können sie sich dieser Methode annähern?
Natürlich kann und darf ich keine Heilversprechen machen und es ersetzt keinen Arzt oder Psychologen. Die Access Bars® sind einfach gesagt, 32 Punkte am Kopf, mit deren Aktivierung sich Menschen mentale Erleichterung verschaffen können. Das kannst Du Dir sich so vorstellen, als hättest Du einen Computer, der sehr viel „Datenmüll“ auf der Festplatte hat. Wie störende Glaubenssätze, Gedanken, Bewertungen, Ängste, usw. die Du nicht stoppen kannst. Du drückst den Knopf und alles ist gelöscht. Ich weiß aus Erfahrung, dass es eine absolute Wohltat ist und Tiefenentspannung bringt. Danach hatte ich eine kreative Phase und alles im Leben war einfach leichter. Eine gute Bekannte hat mir berichtet, dass ihre depressiven Verstimmungen und Schlafstörungen nach ein paar Sitzungen kaum noch zu spüren waren. Das hat ihr viel Druck genommen und sie konnte ihren Alltag wieder bewältigen. Eine Klientin hat von ihren Teenagern berichtet, die danach fokussierter bei ihrer Berufswahl waren. Und es gab weniger Dramen und Streitereien im Leben. Eine Mutter mit Kleinkindern hat mir berichtet, dass sie endlich wieder entspannt durchschlafen konnte, nach so langen schlaflosen Nächten, die sehr kräftezehrend waren.
Wie kann ich diese Methode erlernen? Ich biete diese Kurse an, die für Einzelpersonen, Firmen, Institutionen, Einrichtungen und Familien geeignet sind. Du kannst sie innerhalb von einem Tag erlernen, beruflich und privat anwenden und ein Leben lang nutzen. Ich veranstalte Treffen, wo alle, die das erlernt haben, sich gegenseitig die Access Bars® geben können. Was auch sehr gut funktioniert ist, wenn Freunde oder Partner es zusammen lernen und sich bei Bedarf behandeln können. In der Familie ist es ein Mehrwert, wenn die Mutter sich nach einem anstrengenden Tag auf das Sofa legt und das Kind oder der Partner ihr die Bars laufen lässt. Das können schon dreijährige Kinder. Oder das Kind kommt gestresst aus der Schule und kann sich dann von einem Familienmitglied die Access Bars® geben lassen. Was das für einen Wert hat, können wir uns sicherlich gut vorstellen. Mit viel Geschick kann ich mir die Access Bars® sehr gut im Sessel laufen lassen. Wenn sich eine Gruppe dafür interessiert, reise ich nach Absprache auch gerne an.
Erfahrungen Ihrer Karriere
Eine besondere Form des Coachings, die Sie anbieten, nennt sich „Access Consciousness“: Was ist das Besondere an dieser Beratungsform? Welche Schwierigkeiten und Herausforderungen behandeln sie damit charakteristischerweise?
Die Tools von „Access Consciousness“ sind ein guter Kompass für mich. Ich wähle die Art & Weise des Coachings vorher nicht aus. Ich schaue, was funktioniert und arbeite nicht nach einem festen, starren Konzept. Im Coaching sind die Tools für die Klienten einfach zu lernen und eröffnen mehr Klarheit. Die Access Bars® und die Arbeit am Körper sind eine sehr gute Erweiterung, Bereicherung und Untersetzung für den Klienten.
Sie haben jahrelange Erfahrung in der Betreuung und der Beratung von Familien, Kindern und Jugendlichen. 7 Jahre arbeiteten Sie in der Jugendpflege Holdorf an Schulprojekten, weitere 3 Jahre bildeten Sie sich in der Ermutigungspädagogik aus. Welche Eigenschaften und Kompetenzen sind in Ihren Augen die wichtigsten Werkzeuge, um ein konstruktives und entspanntes Familienleben zu führen. Was können unsere Leser*innen heute schon tun, um mehr Ruhe und Gelassenheit in ihr Heim zu bringen?
Aus der heutigen Sicht würde ich allen Müttern und Personen die Empfehlung geben, sich die Ausbildung der Access Bars® zu gönnen. Kundenstimmen von den Personen, die ich selbst ausgebildet habe, berichten, dass sie mehr Frieden unter den Geschwistern haben und sie sich generell weniger streiten, dass die Konzentration sich verbessert hat und die Kinder in der Schule konstruktiv mitarbeiten. Wenn Eltern mit ihren Teenagern sprechen, nicht nur in ja und nein oder mit Gebrüll enden. Auch seine Teenager zu Hause ausgeglichen anzutreffen ist möglich. Eine Access Bars® Sitzung hält ca. für drei Wochen an. Eine Wohltat.
Natürlich profitieren auch die Eltern davon, wenn sie sich gegenseitig die Access Bars® geben und bei der Arbeit ausgeglichen sind. Besonders in stressigen Zeiten. Das Miteinander ist einfacher. Du könntest Dir jeden Tag eine kleine Ermutigung kreieren, die Du für Dich und jedem Familienmitglied von Herzen verschenkst. Das ist schnell im Alltag umsetzbar. Ratsam ist es auch, Rituale für sich zu entwickeln und sich die Zeit dafür zu nehmen. Ich selbst meditiere ca. fünf bis zehn Minuten jeden Morgen und genieße diese Zeit für mich. Da bin ich für den Tag klar und gestärkt. Als meine Kinder noch klein waren, habe ich die erste Tasse Kaffee oder auch Tee in aller Ruhe morgens für mich allein genossen und dann die Kinder geweckt. Das war ein entspannter Beginn. So kann der Abend auch gestaltet werden, so dass noch Zeit für dich und eventuell deinen Partner/ Partnerin ist. Was ebenfalls Ruhe in die Familie bringt, ist: Weniger ist mehr. Sprich: Nicht so viel Spielzeug und Durcheinander in der Wohnung. Auch mal Dinge aussortieren.
Tipps
Besonders die Teenager-Zeit ist für junge Menschen eine schwierige Phase voller Selbstentdeckung aber auch Selbstzweifel. Sie sind besonders versiert bei der Beratung im Umgang mit Wut, Frust, Mobbing und Traurigkeit. Inwiefern destabilisieren derartige Erfahrungen nicht nur das Individuum, das sie erlebt, sondern auch das Familienkonstrukt, in dem es sich befindet? Wie verwandeln Sie mit Ihrem Coaching diese Erfahrungen in etwas Positives?
Wenn ich wieder Mut für das Leben habe und selbst gestärkt durch etwas wie Wut durchgegangen bin, habe ich einen ganz anderen Blick auf mich und meine Umwelt. Das ist mit einer Fachfrau, die mich begleitet und mich liebevoll dahin stubst oder auch mal echtes „Paroli“ gibt, da wo es hingehört, etwas sehr Wertvolles. In der Jugend sind Situationen schnell zu einem Drama ausgebaut. Ich nenne es liebevoll der „Highway zum Drama“. Dramen spielen sich ebenso als Erwachsener ab. Da wir gemeinsam durch diese extreme Zeit und Emotionen durchgegangen sind, können alle Familienmitglieder diese Entwicklung anerkennen. Das ist ein Ziel im Coaching, selbst noch so kleine Erfolge auf dem Weg anzuerkennen.
Nicht immer ist die Zeit und die Möglichkeit da, sich Hilfe von außen zu holen. Was können Eltern im ersten Moment unternehmen, wenn sie sich mit solchen Stolpersteinen (Wut, Mobbing etc.) konfrontiert sehen?
- Tief atmen, das entspannt (auch, wenn es sich viel zu einfach anfühlt).
- Sich die Access Bars® geben lassen, wenn möglich.
- Schreibe alles auf und blockiere die Person/Personen, die Dir schaden.
- Kümmere Dich schnellstmöglich um einen vertrauenswürdigen Coach, Trainer, Fachkraft.
- Achte auf Deine Gedanken. Rache schwächt Dich.